The Project Gutenberg EBook of Der Verschwender, by Ferdinand Raimund Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Der Verschwender Ferdinand Raimund Original-Zaubermaerchen in drei Aufzuegen (1834) Personen: Erster Aufzug: Fee Cheristane Azur, ihr dienstbarer Geist Julius von Flottwell, ein reicher Edelmann Wolf, sein Kammerdiener Valentin, sein Bedienter Rosa, Kammermaedchen, dessen Geliebte Chevalier Dumont, Flottwells Freund Herr von Pralling, Flottwells Freund Herr von Helm, Flottwells Freund Herr von Walter, Flottwells Freund Gruendling, Baumeister Sockel, Baumeister Fritz, Bedienter Johann, Bedienter Dienerschaft Jaeger. Gaeste in Flottwells Schoss. Genien Zweiter Aufzug (spielt um drei Jahre spaeter): Ein Bettler Julius von Flottwell Wolf, Kammerdiener Valentin, Bedienter Rosa, Kammermaedchen Praesident von Klugheim Amalie, seine Tochter Baron Flitterstein Chevalier Dumont Herr von Walter Ein Juwelier Ein Arzt Ein altes Weib Ein Haushofmeister Ein Kellermeister Ein Diener Betti, Kammermaedchen Max, Schiffer Thomas, Schiffer Gaeste. Bediente. Taenzer. Taenzerinnen Dritter Aufzug (spielt um zwanzig Jahre spaeter): Fee Cheristane Azur, ihr dienstbarer Geist Julius von Flottwell Herr von Wolf Valentin Holzwurm, ein Tischlermeister Rosa, sein Weib Ihre Kinder Liese, Michael, Hansel, Hiesel und Pepi (vier Jahre alt) Ein Gaertner Ein Bedienter Bediente. Nachbarsleute. Bauern. Senner und Sennerinnen. Genien Erster Aufzug Erster Auftritt Vorsaal in Flottwells Schloss. Mit Mittel- und vier Seitentueren, vorne ein Fenster. Dienerschaft in reichen Livreen ist im Saale beschaeftigt. Einige tragen auf silbernen Tassen Kaffee, Tee, Champagner, ausgebuerstete Kleider nach den Gemaechern der Gaeste. Fritz und Johann ordnen an. Ein paar Jaeger putzen Gewehre. Chor. Hurtig! Hurtig! Macht doch weiter! Holt Champagner! Kaffee! Rum! Bringt den Gaesten ihre Kleider, Tummelt euch ein wenig um. Alles sei hier vornehm, gross In des reichen Flottwells Schloss. (Im Hofe ertoenen Jagdhoerner. Alle ab bis auf Fritz und Johann, welche ans Fenster treten.) Fritz. Ja blast nur zu! Da koennt ihr noch lange blasen. Die Herrschaften sind erst aufgestanden. Heute wird es eine spaete Jagd geben. Johann. Das Spiel hat ja bis zwei Uhr gedauert. Fritz. Ja wenn sie nach dem Souper zu spielen anfangen! Da ist kein Ende. Johann (lachend). Aber heute Nacht haben sie den Herrn schoen gerupft. Fritz. Ich kann mich aergern, dass er so viel verspielt. Johann. Warum denn? Er wills ja nicht anders. Die reichen Leute sollen die Langeweile bezahlen, die sie andern verursachen. Fritz. Ah, ueber den gnaedgen Herrn ist nichts zu sagen. Das ist ein wahrhaft nobler Mann. Er bewirtet nicht nur seine Freunde, er unterstuetzt die ganze Welt. Die Bauern, hoer ich, zahlen ja fast niemals eine Abgabe. Johann. Er hat mir nur zu heftige Leidenschaften. Wart, bis du ihn einmal in Wut erblickst. Da schont er weder sein noch eines andern Glueck. Da kann alles zugrunde gehen. Fritz. Aber wenn er sich besinnt, ersetzt ers sicher dreifach wieder. Johann (achselzuckend). Ja! Wenns nur immer so fortgeht. Fritz. Wer ist denn der junge Mann, der gestern angekommen ist? Ein scharmanter Mensch. Johann. Das weiss ich nicht. Das wird sich schon noch zeigen. Fuer mich gibt es nur zweierlei Menschen. Menschen, die Trinkgeld geben, und Menschen, die keines geben. Das bestimmt meine Dienstfertigkeit. Fritz. Ich finde, dass er sehr hoeflich ist. Johann. Da wird er vermutlich sehr wenig geben. Wer mich mit Hoeflichkeit beschenkt, macht mich melancholisch. Aber wenn mir einer so einen Dukaten hinwirft und zuruft: Schlingel, heb ihn auf! da denk ich mir: Ha! welch eine Lust ist es, ein Schlingel zu sein! Zweiter Auftritt Vorige. Pralling. Pralling (tritt einen Schritt aus seinem Kabinett und ruft). He! Bediente! Beide (sehen sich um). Ja! Befehlen? Pralling. Ich habe schon zweimal geklingelt. Wollen Sie so gefaellig sein, mir Rum zu bringen? Johann (vornehm nickend). Sogleich, mein Herr! (Zu Fritz.) Hast du den gehoert? Der hat mir in sechs Wochen noch keinen Pfennig Trinkgeld gegeben, und ein solcher Mann hat bei mir keinen Anspruch auf Rum zu machen. Den lass ich warten. Fritz. Oh, auf den acht ich auch nicht. Der Herr haelt ja nicht viel auf ihn. Johann. Das ists, auf was man sehen muss. Auch der Kammerdiener mag ihn nicht. Fritz. Nun, wenn ihn der nicht mag, da kann er sich bald aus dem Schlosse trollen. Der wird ihn schon gehoerig zu verleumden suchen. Johann. Ja, der reitet auf der Gunst des gnaedgen Herrn, und niemand kann ihn aus dem Sattel werfen. Fritz. Du kennst ja seinen Wahlspruch: Alles fuer den Nutzen meines gnaedgen Herrn, und dabei stopft er sich die Taschen voll. Johann. Das wird aber auch eine schoene Waesche geben, wenn dem seine Betruegereien einmal ans Tagslicht kommen. Ich kenne keinen raffinierteren Schurken. Da ist unsereiner gerade nichts dagegen. Dritter Auftritt Vorige. Wolf aus dem Kabinette rechts. Sein Betragen ist gegen Diener sehr nobel stolz, gegen Hoehere sehr demuetig. Wolf (hoert die letzten Worte). Schon wieder Konferenz? Von wem war hier die Rede? Johann. Von einem guten Freund. Wolf. Nu ihr seid solcher Freundschaft wert! Ist alles besorgt? Die Gaeste bedient? Johann. Auf das puenktlichste! Wolf. Der gnaedge Herr laesst euch verbieten, von den Gaesten Geschenke anzunehmen. Ihr habt sie von seiner Freigebigkeit zu fordern. Beide. Dann haben wir dadurch gewonnen. Wolf. Seid uneigennuetzig. Das ist eine grosse Tugend. Johann. Aber eine sehr schwere--nicht wahr, Herr Kammerdiener? Wolf. Wo ist der Valentin? Hat er die Quittung von der Saengerin gebracht? Fritz. Er ist noch nicht zurueck, obwohl der gnaedige Herr befohlen hat, er muesste bei der Jagd erscheinen, damit die Herren auf der Jagd etwas zu lachen haetten. Wolf (laechelnd). Ein wahrhaft unschaedlicher Bursche. Johann. Da sollten doch der Herr Kammerdiener ein Werk der Barmherzigkeit ausueben und den gemeinen Kerl aus dem Hause bringen. Wolf. Gott bewahre mich vor solcher Ungerechtigkeit. Das waere gegen die Gesinnung meiner gnaedgen Herrschaft. Der Bursche ist zwar plump und roh, doch gutmuetig und treu. Dann steht er in der Gunst des Herrn, der seine Diener alle liebt wie eigne Kinder. Ja das ist wohl ein seltner Mann, der in der Welt nicht seinesgleichen findet. Und wollte man sein Lob in Buechern schreiben, man wuerde nie damit zu Ende kommen. Drum dankt dem Himmel, der euch in dies Haus gefuehrt, denn wer ihm treu dient, der hat sich wahrlich selbst gedient. Das Fruehstueck fuer den gnaedgen Herrn! Fritz. Sogleich! (Geht ab.) Johann (im Abgehen). Die Moralitaet dieses Menschen wird mich noch unter die Erde bringen. (Ab.) Wolf. Das sind ein paar feine durchgetriebne Schufte. Die muss ich mir vom Halse schaffen. Vierter Auftritt Voriger. Baumeister Gruendling. Gruendling. Guten Morgen, Herr Kammerdiener, kann ich die Ehre haben, Herrn von Flottwell meine Aufwartung zu machen? Wolf. Herr Baumeister, ich muss um Verzeihung bitten, aber Seiner Gnaden haben mir soeben befohlen, Sie bei jedermann zu entschuldigen, denn Sie machen heute eine Jagdpartie. Gruendling. Wissen Sie nicht, Herr Kammerdiener, ob Herr von Flottwell meinen Plan zu dem Bau des neuen Schlosses fuer gut befunden hat? Wolf. Er hat ihm sehr gefallen. Nur hat sich der Umstand ereignet, dass ihm auch ein anderer Baumeister einen aehnlichen Plan vorgelegt hat und sich erbietet, das Schloss in derselben Groesse um zehntausend Gulden wohlfeiler zu bauen. Gruendling. Das tut mir leid, aber als ehrlicher Mann kann ich es nach seinen Anforderungen nicht wohlfeiler bauen. Ich uebernehme diesen Bau ueberhaupt mehr aus Ehrgeiz als aus Gewinnsucht, hat aber Herr von Flottwell einen Kuenstler gefunden, von dem er sich Schoeneres oder Besseres verspricht, so werde ich mich zu bescheiden wissen. Wolf. Das heisst, es ist Ihnen nichts daran gelegen. Gruendling. Im Gegenteil, es ist meiner Ehre sehr viel daran gelegen. Wolf. Ja dann muessen Sie Ihrer Ehre auch ein kleines Opfer bringen. Gruendling. Es waere sehr traurig fuer die Kunst, wenn es mit ihr so weit gekommen waere, dass die Kuenstler Opfer bringen muessten, um Gelegenheit zu finden, ein Kunstwerk hervorzubringen. Die Kunst zu unterstuetzen, ist ja der Stolz der Grossen, und eine oekonomische Aeusserung waere an dem geldberuehmten Herrn von Flottwell etwas Unerhoertes. Wolf. Sie verstehen mich nicht, Herr Baumeister. Gruendling. Genug! Morgen will ich mit Herrn von Flottwell selbst darueber sprechen. Glauben Sie aber nicht, Herr Kammerdiener, dass ich ein Mann bin, der nicht zu leben versteht. Sollten Sie sich fuer die Sache bei dem gnaedgen Herrn gluecklich verwenden, so werde ich mich sehr geehrt fuehlen, wenn Sie ein Geschenk von hundert Dukaten nicht verschmaehen wollen. Wolf. Sie verkennen mich. Eigennutz ist nicht meine Sache, ich spreche nur zum Vorteil meines gnaedgen Herrn! Gruendling. Den werden Sie durch mich besser bezwecken, als wenn das Schloss von einem andern wohlfeiler und schlechter gebaut wird. Wolf. Nun gut. Ich will versuchen, was mein geringer Einfluss zugunsten eines so grossen Kuenstlers vermag, und gelingt es mir, so werde ich Ihr Geschenk nur unter der Bedingung annehmen, dass Sie mir erlauben, es auf eine wohltaetige Weise fuer andere zu verwenden. Gruendling. Ganz nach Ihrem Belieben. (Beiseite.) Die Kunst mag mir diese Herabwuerdigung verzeihen. (Laut.) Morgen erwarte ich einen guenstigen Bescheid. (Will ab.) Wolf (blickt zum Fenster hinaus). Teufel! der andere. (Schnell.) Wollen Sie nicht so gefaellig sein, sich ueber die Nebentreppe zu bemuehen, weil die Bedienten auf der grossen Moebel transportieren. Ich empfehle mich ergebenste (Laesst ihn durch eine Seitentuer hinausgehen. Wolf allein.) Diese Zitrone gibt wenig Saft, jetzt wollen wir die andere pressen. Fuenfter Auftritt Voriger. Baumeister Sockel. Sockel. Guten Morgen, Herr von Wolf! Sie haben mich rufen lassen, ich waere schon gestern gekommen, aber ich hab ein Haus stuetzen muessen, was ich vor zwei Jahren erst gebaut hab. Verstanden? Ich sag Ihnens, man moecht jetzt lieber Holz hacken als Haeuser bauen. Erstens brennen s' Ziegel, wenn man einen nur ein unbeschaffenes Wort gibt, so fallt er schon voneinander. Nachher wollen s' immer ein Million Zins einnehmen, lauter Zimmer, keine Mauern. Verstanden? Drum sind manche moderne Haeuser auch so duenn, als wenn s' blosse Futteral ueber die alten waeren. Hernach hat halt ein Baumeister vor Zeiten auf solide Einwohner rechnen koennen, aber jetzt zieht sich ja manchmal ein Volk hinein, das nichts als rauft und schlagt, Tisch und Stuehl umwirft und das Unterste zu oberst kehrt. Ja wo soll denn da ein Haus die Geduld hernehmen, da wirds halt springgiftig, und endlich fallts vor Zorn zusamm. Verstanden? Wolf. Das ist alles ganz recht, aber jetzt lassen Sie uns vernuenftig reden. Sockel. Erlauben Sie, aber meine Reden sind ein wahrer Triumph der Vernunft. Verstanden? Wolf. Ich habe Ihnen die unangenehme Nachricht zu sagen, dass Sie den Bau des Schlosses nicht bekommen werden. Sockel. Hoeren Sie auf, oder ich stuerz zusamm wie eine alte Gartenmauer. Das ist ja nach unserer Verabredung nicht moeglich! Verstanden? Wolf. Der gnaedge Herr will den Baumeister Gruendling nehmen. (Ein Bedienter, der Flottwell das Fruehstueck gebracht hat, kommt zurueck.) Sockel. Aber es war ja schon alles richtig. Ich hab Ihnen ja tausend G-- Wolf (rasch auf den Bedienten blickend). Nun ja, Sie haben mir da tausend Gruende gesagt, die-- Sockel. Nein, ich habe Ihnen versprochen-- Wolf. Ja (stampft unwillig mit dem Fuss), Sie haben versprochen, gute Materialien zu nehmen. Fritz, dort hat jemand gelaeutet. (Der Bediente geht in ein Kabinett ab.) Aber ich kann nicht dafuer, dass ein anderer gekommen ist, der noch groessere Versprechungen gemacht hat und das Schloss um zehntausend Gulden wohlfeiler baut. Sockel. Aber das ist ja ein elender Mensch, der gar nicht zu bauen versteht. Ein hergelaufener Maurerpolier, ein Pfuscher, und ich bin ein Mann auf dem Platz. Verstanden? Wolf. Es macht Ihnen sehr viel Ehre, dass Sie so ueber Ihren Kollegen schimpfen, aber das kann die Sache nur verschlimmern! Sockel. Aber Sie bringen einem ja zur Verzweiflung. (Beiseite.) Ich kann den Bau nicht auslassen, er traegt mir zu viel ein. (Macht gegen das Publikum die Pantomime des Geldzaehlens.) Verstanden? (Laut.) Liebster Herr Kammerdiener, ich weiss, es haengt nur von Ihnen ab. Der gnaedige Herr bekuemmert sich nicht darum, er ist zu leichtsinnig. Ich geb Ihnen tausend Gulden Konventionsmuenze. Wolf. Herr!--Was unterfangen Sie sich-- Sockel. Ich unterfange mich, Ihnen noch fuenfhundert Gulden zu bieten. Wolf. Sie haeufen ja Beleidigung auf Beleidigung-- Sockel. Freilich, ich bin der brutalste Kerl auf der Welt. Aber jetzt bin ich schon in meiner Grobheit drin, ich muss Ihnen noch fuenfhundert Gulden antragen. Wolf. Halten Sie ein! Sie empoeren mich mit solchen unmoralischen Zumutungen! Sockel (beiseite). Ah, da moecht man sich selber koepfen. Wolf. Ich sehe ein, dass Ihre Ehre-- Sockel. Ah was Ehre! Es ist einem gerade keine Schande, wenn man ein Schloss baut, aber in Feuer lassen s' einem auch nicht vergolden deswegen. (Beiseite.) Nur das Geld ist verloren! Wolf. Man wird Sie auslachen! Sockel. Freilich, es hats die ganze Stadt erfahren. Wolf. Wie war das moeglich? Sockel. Weil ichs meiner Frau gesagt hab. Wolf. Ja sind Sie denn verheiratet? Sockel. Leider! Verstanden? Wolf (aengstlich). Haben vielleicht Kinder! Sockel. Jawohl. Wolf. Ach, das ist ja sehr traurig. Wie viele? Sockel. Mein Gott, soviel Sie wollen, verschaffen Sie mir nur den Bau. Wolf. Ja das muss ich wissen. Sockel. Fuenf, und zwei noch zu erwarten! Verstanden? Wolf. Entsetzlich! Das ruehrt mich! Sockel. Lassen Sie sich erweichen. Nehmen Sie die zweitausend Gulden. Wolf (mit Bedauern). Sie sind Familienvater! Sie haben fuenf Kinder! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Und der andere Baumeister hat vielleicht keine Kinder. Sockel. Kein einziges. Wolf. Ah, da muessen Sie ja den Bau erhalten. Das waere ja die hoechste Ungerechtigkeit. Sockel. O Sie edelmuetger Mann! Wolf. Jetzt kann ich Ihr Geschenk annehmen. Aber Sie muessen mir versprechen, ein Meisterstueck fuer die Ewigkeit hinzustellen-- Sockel. Zehn Jahre keine Reparatur-- Wolf. Denn der Vorteil meiner gnaedgen Herrschaft geht mir ueber alles. Sockel (weinend). Grosse Seele! (Beide in Flottwells Kabinett ab.) Sechster Auftritt Valentin. Valentin. Lied Heissa lustig ohne Sorgen Leb ich in den Tag hinein, Niemand braucht mir was zu borgen, Schoen ists, ein Bedienter z' sein. Erstens bin ich zart gewachsen Wie der schoenste Mann der Welt, Alle Saeck hab ich voll Maxen, Was den Maedchen so gefaellt. Zweitens kann ich viel ertragen, Hab ein lampelfrommen Sinn, Vom Verstand will ich nichts sagen, Weil ich zu bescheiden bin. Drittens kann ich praechtig singen, Meine Stimme gibt so aus, Denn kaum lass ich sie erklingen, Laufen s' alle gleich hinaus. Viertens kann ich schreiben, lesen, Hab vom Rechnen eine Spur, Bin ein Tischlergsell gewesen-- Und ein Mann von Politur. Fuenftens, sechstens, siebntens, achtens Fallt mir wirklich nichts mehr ein, Darum muss meines Erachtens Auch das Lied zu Ende sein. Ah! heut kann ich einmal mit Recht sagen: Morgenstund tragt Gold im Mund. Hat mir die Saengerin, die neulich bei unserm Konzert eine chinesische Arie gesungen hat, fuer das Honorar, was ich ihr von dem gnaedigen Herrn ueberbracht hab, zwei blanke Dukaten geschenkt. Der gnaedige Herr hat ihr aber auch fuer eine einzige Arie fuenfzig Dukaten bezahlen muessen. Das ist ein schoenes Geld. Aber das ist doch nichts gegen Engeland. In London, hoer ich, da singen s' gar nach dem Gewicht. Da kommt eine von den grossen Noten auf ein ganzes Pfund, drum heisst man s' auch die Pfundnoten. Da verdient sich eine an einen einzigen Abend einige Zenten. Die muessen immer ein Paar Pferd halten, dass sie ihnen das Honorar nachfuehren. Aber es war auch etwas Goettliches um diese Saengerin. Ich versteh doch auch etwas von der Musik, weil ich in meiner Jugend oefter nach den Noten gepruegelt worden bin, aber im Distonieren kommt ihr keine gleich. Ich hab die ganze Arie nicht hoeren koennen, weil ich im Hof unten war und die Jagdhund besaenftigt hab, damit s' nicht so stark dreingeheult haben, aber einmal hat sie einen Schrei herausgelassen--Nein, ich hab schon verschiedene Frauenzimmer schreien ghoert, doch dieser Ton hat mein Innerstes erschuettert. Aber den schoensten Wohlklang hat sie doch erst gezeigt, wie sie die zwei Dukaten auf den Tisch geworfen hat, das macht sie unsterblich. Und wenn ich ein Theaterdirektor waer: die engagieret ich unter den schoensten Bedingungen. (Rosa schleicht sich herein, tritt langsam vor und steht bei den letzten Worten mit verscblungenen Armen neben ihm.) Und gelaechelt hat sie auf mich--gelaechelt hat sie-- Rosa. Nun und wie hat sie denn gelaechelt? (Laechelt boshaft.) Wie denn? Hat sie so gelaechelt--so? Valentin. Ah, hoer auf! Das ist ja nur eine Travestie auf ihr Laecheln. Du wirst dir doch nicht einbilden, dass du das auch imstand bist? Rosa. Warum? Warum soll sie besser lachen koennen als ich? Valentin. Nun, eine Person, die fuer eine Arie fuenfzig Dukaten kriegt, die wird doch kurios lachen koennen? Rosa. Ja, aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, und die werd ich sein. Ich brauch keinen solchen Liebhaber, der in die Stadt hineinlauft und den Theaterprinzessinnen die Cour macht. Valentin. Ich muss tun, was mir mein Herr befiehlt. Punktum! Rosa. Du und dein Herr ist einer wie der andere. Valentin. Nu das waer mir schon recht, da waer ich auch ein Millionaer wie er. Rosa. Du hast deine Amouren in der Stadt, und er hat s' im Wald draus. Und wie schaust denn wieder aus? Den ganzen Tag hat man zu korrigiern an ihm! Ist denn das ein Halstuch gebunden, du lockerer Mensch? Geh her! (Bindet es ihm.) Valentin. So hoer auf, du erwuergst mich ja, schnuer mich nicht so zusamm! Rosa. Das muss sein. Valentin. Nein, das Schnueren ist sehr ungesund. Es wird jetzt ganz aus der Mod kommen. Du sollst dich auch nicht so zusammradeln. Rosa. Das geht keinen Menschen was an! Valentin. Aber wohl! Das Schnueren haett sollen gerichtlich verboten werden, aber die Wirt sind dagegen eingekommen. Rosa. Wegen meiner! Ja apropos, du stehst ja da, als wann ein Feiertag heut waer? Wirst gleich gehn und dich anziehn auf die Jagd! Valentin. Jetzt muss ich wieder auf die verdammte Jagd. Rosa. Ja wer kann dafuer, dass du so ein guter Jaeger bist? Valentin. Ah, ich jag ja nicht, ich werd ja gejagt. Sie behandeln mich ja gar nicht wie einen Jaeger. Ich ghoer ja unters Wildpret. Das letztemal hat der gnaedige Herr eine Wildente geschossen, und weil kein Jagdhund bei der Hand war, so hab ich sie muessen aus den Wasser apportieren, und wie ich mitten drin war, haben sie mich nimmer herauslassen. Rosa. Und das lasst du dir so alles gfallen? Valentin. Ja weil ich halt fuer meinen Herrn ins Feuer geh, so geh ich halt auch fuer ihn ins Wasser. Rosa. Nu so tummel dich, es wird gleich losgehen. Valentin. Die verflixte Jagd! Wann man nur nicht so hungrig wuerd, aber ich versichere dich: Ein Jaeger und ein Hund frisst alle Viertelstund. Rosa. Schaem dich doch! Valentin. Du glaubst nicht, was man auszustehen hat. Was einem die Gaest alles antun. Meiner Seel, wenn mir nicht wegen dem gnaedigen Herrn waer, ich pruegelt sie alle zusamm. Rosa. So red doch nicht immer vom Pruegeln in einem vornehmen Haus. Da sieht man gleich, dass du unterm Holz aufgewachsen bist. Valentin. Wirf mir nicht immer meinen Tischlerstand vor. Rosa. Weil du gar so pfostenmaessig bist. Valentin. Schimpf nicht ueber mein Metier. Rosa. Lass mich gehn. Ich nehm mir einen andern. Ich weiss schon, wem ich heirat. Duett Rosa. Ein Schlosser ist mein schwache Seit, Das ist der erste Mann, Der sorgt fuer unsre Sicherheit Und schlagt die Schloesser an. Valentin. Mein Kind, da bist du schlecht bericht, Der Tischler kommt zuvor, Der Schlosser ist der Erste nicht, Der Tischler macht das Tor. Rosa. Ein Schlosser ist zu schwarz fuer mich Und seine Lieb zu heiss. Valentin. Verliebt sich ein Friseur in dich Der macht dir nur was weiss. Rosa. Nein! nein! ein Drechsler! o wie schoen! Der ist fuer mich gemacht. Valentin. Der kann dir eine Nasen drehn, Da nimm du dich in acht. Rosa. Ein Baeck, der ist mir zu solid, Ich fuercht, dass ich mich haerm. Valentin. So nimm dir einen Kupferschmied, Der schlagt ein rechten Laerm. Rosa. Mit einem Schneider in der Tat, Da kaem ich praechtig draus Valentin. Doch wenn er keine Kunden hat, So geht der Zwirn ihm aus. Rosa. Ein Klampfrer ist ein sichrer Mann, Dem fehlt es nie an Blech. Valentin. Ich ratet dir ein Schuster an Es ist halt wegnem Pech. Rosa. Ein Hutrer waer wohl nicht riskiert, Der hat ein sichres Gut. Valentin. Ja wenn die Welt den Kopf verliert, Da braucht kein Mensch ein Hut. Rosa. Ein Spekulant, o welche Pracht-- Doch haett ich kaum den Mut. Valentin. Ah, wenn er pfiffig Krida macht, Da gehts ihm erst recht gut. Rosa. Kurzum, ich wend im Kreis herum Vergebens meinen Blick. Drum kehr ich zu dem Tischler um, Er ist mein einzig Glueck. Valentin. Verlass dich auf den Tischlerjung, Der macht dir keinen Gram. Und kriegt das Glueck einmal ein Sprung, Der Tischler leimts zusamm. Beide. Ein schoener Stand ist doch auf Ehr Ein wackrer Handwerksmann. Seis Schneider, Schuster, seis Friseur, Ich biet das Glas ihm an. (Beide ab.) Siebenter Auftritt Helm, im Jagdkleide, tritt aus seinem Kabinett. Wolf aus Flottwells Zimmern. Helm. Nun wie stehts, Herr Kammerdiener, gehts bald los? Wolf (sehr geschaeftig). Jawohl, der gnaedge Herr wird gleich erscheinen. (Laeuft zum Fenster.) Heda, Jaeger, lasst euch hoeren! Pagen, fuehrt die Pferde vor! Buechsenspanner, schnell herauf! (Man hoert Jagdhoerner.) Helm. Holla, holla, hurtig, meine Herren! kommt heraus, der Tanz geht an. (Mehrere Gaeste kommen teils zur Mitte, teils aus den Seitentueren, auch Pralling. Valentin. Alle sind jagdmaessig gekleidet.) Pralling. Guten Morgen allerseits! Alles (gegenseitig). Guten Morgen! Gut geschlafen? Helm. Potz Donnerwetter, war das eine schlechte Nacht! Pralling. Mein Schlaf ist wie ein liederlicher Diener, wenn ich ihn rufe, kommt er nicht. Helm. Er ist ein freier Mann und kommt nur, wenn er will. Walter. Eine Kokette ist er, die sich ziert, bevor sie uns umarmt. Achter Auftritt Vorige. Chevalier Dumont im eleganten Jagdanzug. Dumont (blickt durch eine einfache Lorgnette). Ah bon jour, mes amis! (Er spricht gebrochen deutsch.) Wie aben Sie geschlafen? Alle. Ah, unser Naturfreund! Dumont. Ja, Messieurs, der Natur sein gross. Ick aben wieder geschwelgt in ihren Reizen. Der ganzen Nacht bin ick am Fenster gelegen, um der Gegend zu betrachten. O charmant! Neunter Auftritt Vorige. Flottwell. Sockel. Flottwell. Guten Morgen, edle Freunde! Alle. Guten Morgen! (Einige schuetteln ihm die Hand.) Flottwell. Wir kommen spaet zur Jagd. Ich hoffe, dass die Herren, die heut zum erstenmal in meinem Schloss geruht, mit der Bedienung so zufrieden waren, als ichs nur immer eifrig wuenschen kann. Gern haett ich Ihren Schlaf mit suessen Traeumen auch bewirtet, doch leider stehn die nicht in meinem Sold. Ein Gast. Mir hat von Lilien getraeumt. Helm. Und mir von einer wilden Sau, der ich den Fang gegeben hab. Walter. Ich hab die Gastfreundschaft an einem goldnen Tisch gesehen, und deutscher Lorbeer hat ihr Haupt geschmueckt. Pralling. Ich habe all mein Glueck auf die Coeur-Dame gesetzt, und als ich es verloren hatte, bin ich aufgewacht. Flottwell. Und was hat dir getraeumt, Freund Valentin? Valentin. Mir hat getraeumt, Euer Gnaden haetten mir vier Dukaten geschenkt. Flottwell (lachend). Das ist ein eigennuetzger Traum, doch will ich ihn erfuellen. Valentin. Ich kuess die Hand Euer Gnaden. Flottwell. Was mir getraeumt hat, kann ich euch noch nicht entdecken. Es war ein suesser Traum, dienstfertig meinem hoechsten Wunsch, er hat mir meines Lebens Zukunft rosig abgespiegelt. Helm. Dir hat gewiss von einem Rendezvous getraeumt. Spitzbub! Was? Von Augen wie Rubin und solchem dummen Zeuch. Flottwell (lachend). Du kannst etwas erraten haben, Herzensbruder. Es soll ein Rendezvous fuers ganze Leben werden. Doch still davon, mein Herz ist uebermuetig heut, es koennte sich verraten. Pralling. Wir kennen Ihre Schliche schon, Sie haben andre Jagd im Sinn als wir. Flottwell. So ist es auch. Jagt euren Freuden nach, um mich braucht ihr euch nicht zu kuemmern. Wir haben jeder andre Leidenschaft. Pralling. Ich leide an der Gicht. Helm. Ich bin ein passionierter Jaeger. Walter. Ich spreche dem Champagner zu. Dumont. Und ick bewundre der Natur. Helm. Das nimmt mich wunder, Chevalier. Sie sind ja kurzsichtig. Dumont. Das sind der Menschen alle. Pralling. Und wenn Sie fahren, schlafen Sie im Wagen. Dumont. O, das macken nichts. Ein wahrer Naturfreund muessen ihrer Schoenheit auch im Schlaf bewundern koennen. Helm. Das kann ich nicht. Mein Liebling ist die Jagd. Flottwell. Heda! bringt uns Bordeaux. Die Herren sollen sich begeistern. Dumont. Mackt mir der Fenster auf, dass ick der Landschaft kann betrachten. (Sieht durchs Glas.) Wolf. Hier ist Bordeaux! (Er ordnet die Diener, welche schon bereitet standen und ihn in gefuellten Stengelglaesern auf silbernen Tassen praesentieren.) Walter (ruft). Herrlicher Wein! Dumont (am Fenster entzueckt rufend). Himmlischer Wasserfall! Flottwell (schwingt das Glas). Auf ewge Freundschaft und auf langes Leben, meine Herren! Alle. Der reiche Flottwell lebe lang! Dumont (wie vorher, ohne ein Glas genommen zu haben). Ha! der Kirchhof macken sich dort gut. Flottwell. Oh, waer ich ueberreich! Ich wuenscht es nur zu sein, um meine Schaetze mit der Welt zu teilen. Was ist der Mammon auch! das Geld ist viel zu sehr geachtet. Drum ists so stolz. Es will nie in des armen Mannes Tasche bleiben und stroemt nur stets dem Reichen wieder zu. Helm (enthusiasmiert). Wer ist so gut wie unser edler Flottwell hier? Walter. Ich kenne kein Gemuet, das seinem gleicht. Alle. Jawohl! Dumont. Un enfant gate de la nature. Flottwell. Oh, lobt mich nicht zu viel. Ich habe kein Verdienst als meines Vaters Gold. Will mirs die Welt verzeihn, ists wohl und gut, und tut sies nicht, mag sie sich selbst mit ihrem Neid abfinden. Ich kaempfe nicht mit ihm. Mein Glueck ist kuehn, es fordert mich heraus, darum will ich mein Dasein grossartig geniessen, und wollen Sorgen mich besuchen, lass ich mich verleugnen. Duestern Philosophen glaub ich nicht. Nicht wahr, Freund Helm, man muss das Leben von der schoenen Seite fassen? Der Himmel ist sein herrlichstes Symbol. Die gluehnde Sonne gleicht dem heissen Brand der Liebe, der mildgesinnte Mond der innigen Freundschaft, die reiche Saat der Sterne ist ein Bild der Millionen Freuden, die im Leben keimen. Die ernsten Wolken sind zwar kummervolle Tage, doch Frohsinn ist ein fluechtger Wind, der sie verjagt. Sockel. Ein Goettermann! Ein wahrer Goettermann! Verstanden! Flottwell. Gebt doch ein Glas auch unserm wackern Baumeister. Oh, das ist gar ein wichtger Mann hier, meine Herren, der wird ein neues Schloss uns bauen, und diese Hallen wollen wir der Zeit nicht laenger vorenthalten. Flottwells Haus solls heissen, noch ein Glas auf dieses Ehrenmannes Werk! (Zu Sockel, barsch.) Trinken Sie! Sockel (erschrickt, dass er das Glas fallen laesst). Verstanden! Alle (schwingen die Glaeser). Flottwells Haus! Lang solls bestehn! Flottwell (stuerzt ein Glas hinein). Und nun zur Jagd, Ihr Herren! Werft die Glaeser hin und nehmt 's Gewehr zur Hand! Der Wald ist euer Eigentum und all mein Wild. Doch hetzt mirs nicht zu sehr, ich kanns nicht leiden, denn der Hirsch weint wie ein Mensch, wenn er zu Tod gepeinigt wird. Und seit ich dieses Schauspiel sah, hab ich die Jaegergrausamkeit verloren. Nun Glueck zur Jagd! Der Abend fuehrt uns wieder hier zusammen, dann wollen wir beim vollen Glas besprechen, wer eines edlern Sieges sich zu freuen hat? Ihr! oder ich! Alle. Holla zur Jagd! (Alles ab.) (Hoerner toenen.) Dumont (verweilt noch am Fenster, bis die andern alle zur Tuer hinaus sind, dann ruft er) Himmlische Natur! (und folgt den andern nach). Zehnter Auftritt Dann unter rauschender Musik Verwandlung in eine goldene Feenhalle, rueckwaerts die Aussicht in eine reizende Berggegend. In der Mitte der Halle ein grosser runder Zauberspiegel, vor ihm ein goldner Altar mit einer Opferschale auf Stufen. Cheristane, in ein lichtblaues faltiges Gewand gehuellt, welches mit Zaubercharakteren geziert ist, und das Haupt mit einer goldnen Krone geschmueckt, kommt von der Seite, ein goldnes Buch und einen Zauberstab tragend. Cheristane. Der Kampf ist aus, ich habe mich besiegt. Beschlossen ists, ich scheide von der Erde. Wenn auch mein Herz dem Kummer unterliegt, Ich leide nur, dass er gerettet werde. (Sie nimmt von dem mittleren Zacken ihrer Krone eine blaue Perle.) Komm, teure Perle, die den Geist umschliesst, Den letzten der sich beugt vor meiner Macht, Die bald fuer ihn in eitles Nichts zerfliesst! Ich opfre dich in diesem goldnen Schacht. (Sie wirft die Perle in die goldne Schale. Eine blaue Flamme entzuendet sich in ihr, der Donner rollt. Kurze passende Musik. Der Spiegel ueberzieht sich mit Rauch.) Nun zeig dein Haupt, umkraenzt von Zauberschein, Und blick mich an mit holden Demantaugen! Erschein! Es soll Azur dein Name sein! Lass Hoffnung mich aus deinen Worten saugen! (Musik.--Fuerchterlicher Donnerschlag. Der Rauch hebt sich und in dem Spiegel erscheint Azur, in Silberdock aegyptisch gekleidet, das Haupt umhuellt, die halbentbloessten Arme und das Antlitz ist mit blauer Folie ueberzogen, statt der Augen leuchten zwei glaenzende Steine. Magische Beleuchtung.) Azur. Du! die du mich durch Zaubermacht geboren, Gebietest du mir Segen oder Fluch? Cheristane. Zu Flottwells Schutzgeist hab ich dich erkoren. Azur. Darf ich das sein? Blick in des Schicksals Buch! (jetzt folgt eine zitternde Musik darunter.) "Kein Fatum herrsch auf seinen Lebenswegen, Er selber bring sich Unheil oder Segen. Er selbst vermag sich nur allein zu warnen, Mit Unglueck kann er selbst sich nur umgarnen, Und da er frei von allen Schicksalsketten, Kann ihn sein Ich auch nur von Schmach erretten." Cheristane. Mir ist bekannt des Schicksals strenger Spruch, Der, mich zu strafen, tief ersonnen ist. Empfange hier mein goldnes Zauberbuch. Es wird dich lehren, welche schlaue List Mein liebgequaelter Geist erfunden hat. Doch ich muss machtberaubt von hinnen fliehn. Darum vollziehe du statt mir die Tat Und lass mich trostlos nicht nach meiner Heimat ziehn. Azur (nimmt das Buch). Zieh ruhig heim, treu will ich fuer dich handeln, Als Retter sollst du wieder mich erblicken. (Die Wolke schliesst sich. Musik.) Cheristane. Oh, haett ichs nie gewagt auf Erd zu wandeln, Zu bitter straft sich dieser Lust Entzuecken! (Sie sinkt aufs Knie und beugt ihr Haupt kummervoll vor dem Altar.) Elfter Auftritt Unter klagender Musik Verwandlung in einen kurzen Wald. An der Seite ein Huegel mit Gestraeuche. Jaeger ziehen ueber die Buehne. Jagdchor. Gilts, die Waelder zu durchstreifen, Hebet freier sich die Brust. Kuehn den Eber anzugreifen, Ist des Jaegers hoechste Lust. Holla ho! Holla ho! Weidgesellen froh! Ist die Faehrte aufgefunden, Waelzt er sich im schwarzen Blut, Spiegelt sich in seinen Wunden Noch des Abends letzte Glut. Holla ho! Holla ho! Jaegerbursch ist froh! Zieht man heim nach Jaegersitte, Winkt die Nacht uns traut zur Ruh, Sucht man seines Liebchens Huette, Schliesst das Pfoertlein leise zu. Holla ho! Holla ho! Jaegersbraut ist froh! (Alle ab.) (Valentin, der im Gestraeuch versteckt war, kommt hervor.) Valentin. Wegen meiner jagt ihr fort, solang ihr wollt. Ich werd mich da so wildschweinmaessig behandeln lassen. Ich schiesset alle zusammen, die Sappermenter, wenn ich nur einen Hahn auf der Flinten haett. Ich kann gar nicht begreifen, was denn die vornehmen Leut mit der verdammten Jagd immer haben. Lied Wie sich doch die reichen Herrn Selbst das Leben so erschwern! Damit s' Vieh und Menschen plagen, Muessen s' alle Wochen jagen. Gott verzeih mir meine Suenden, Ich begreif nicht, was dran finden, Dieses Kriechen in den Schluchten, Dieses Riechen von den Juchten. Kurz, in allem Ernst gesagt: 's gibt nichts Dummers als die Jagd. Schon um drei Uhr ist die Stund Fuer die Leut und fuer die Hund. Jeder kommt mit seinem Stutzen, Und da fangen s' an zum putzen. Nachher rennen s' wie besessen, Ohne einen Bissen z' essen, Ganze Tage durch die Waldung, Und das ist a Unterhaltung! Ah, da wird eim Gott bewahrn, D' Jaeger sind ja alle Narrn. Kurz, das Jagen lass ich bleiben. Was die Jaegerburschen treiben, Wie s' mich habn herumgestossen, Bald haett ich mich selbst erschossen. Ueber hunderttausend Wurzeln Lassen eim die Kerls purzeln, Und kaum liegt man auf der Nasen, Fangen s' alle an zu blasen, Und das heissen s' eine Jagd! Ach, dem Himmel seis geklagt. Mued als wie ein ghetzter Has Setzt man sich ins kuehle Gras, Glaubt, man ist da ganz allein, Kommt ein ungeheures Schwein. Und indem man sich will wehren, Kommen rueckwaerts ein paar Baeren, Auf der Seiten ein paar Tiger, Und weiss Gott noch was fuer Vieher, Und da steht man mitten drin! Dafuer hab ich halt kein Sinn. (Laeuft ab.) Repetition Nein, die Sach muss ich bedenken. D' Jaeger kann man nicht so kraenken. Denn, wenn keine Jaeger waeren, Fraessen uns am End die Baeren. 's Wildpret will man auch geniessen, Folglich muss doch einer schiessen. Bratne Schnepfen, Haselhuehner, Gott, wie schaetzen die die Wiener! Und ich stimm mit ihnen ein: Jagd und Wildpret muessen sein. (Ab.) Zwoelfter Auftritt Verwandlung Eine reizende Gegend, im Hintergrunde ein klarer See, von lieblichen Gebirgen eingeschlossen. Rechts ein Fels, ueber ihm der Eingang in Cheristanens Felsenhoehle, vor welcher sie in ihrem frueheren Kostuem, doch ohne Krone steht und in die Ferne blickt. Cheristane. Nun hat er bald die steile Hoeh erklommen und wird den suessen Blick nach Minnas Huette senden, von der er waehnt, dass sie sein Liebstes stets umschirme. So mag er denn zum letztenmal sich ihres Anblicks freuen. (Kurze Musik. Sie verwandelt sich in ein liebliches Bauermaedchen, im italienischen Geschmacke zart gekleidet, und sinkt rasch in den Fels, welcher zu einer freundlichen Huette wird, die von Reben und Blumen umrankt ist und aus deren Tuer sie schnell ueberraschend tritt. Zugleich verwandeln sich die Kulissen in orientalische hohe Blumen und goldgesaeumte Palmen, die noch praktikabel gegen die Mitte der Buehne reichen. Nachdenkend setzt sie sich im Vordergrunde auf eine mit Blumen behangene Rasenbank.) Ach! selber darf er sich nur warnen, Mit Glueck und Unglueck selbst umgarnen, Und da er frei von allen Schicksalsketten, Kann er nur selbst von Schmach sich retten. O trueber Schicksalsspruch, der einem Kinde Fluegel leihet und sie seinem Engel raubt. Dreizehnter Auftritt Vorige. Flottwell. Flottwell (froh). Heitern Tag, mein teures Maedchen, sei nicht boese, dass ich selbst so spaet erscheine, denn meine Sehnsucht ist schon lang bei dir. Doch--sag! was ist dir? Du bist traurig! Wer hat dir was zu Leid getan? Quaelt dich die Eifersucht? Bist du erkrankt? Betruebt? Sprich! Oder willst du mich betrueben? Cheristane (steht bewegt auf). Dich? mein Julius, nein, das will ich nicht! (Schlingt ihre Arme um seinen Hals und legt ihr Haupt an seine Brust.) Flottwell. So bist du halb nur die, die mich sonst ganz beglueckt. Die frohere Haelfte fehlt, und nur die truebe ruht an meiner Brust. Komm, lass uns Frieden schliessen, trautes Kind. Du ahnest nicht, was mich so freudig stimmt. Du sollst nicht laenger hier in deiner Huette weilen. Du musst mir morgen schon nach meinem Schlosse folgen. Zu lange schmueckt der Brautkranz deine seidnen Locken, er koennte sonst auf deiner Stirne welken. Die Welt muss als mein treues Weib dich gruessen, du darfst durchaus nicht laenger widerstreben. Cheristane. Oh, mehr' mein Leid nicht! Zieh mich nicht auf diese Hoehe, sie zeigt ein Paradies mir, das ich nie betreten darf. Ich habe dich getaeuscht! ich bin nicht das Geschoepf, das du in diesem Augenblick noch in mir suchst. Flottwell. Sei, was du willst. Hoer nur nicht auf, die Liebenswuerdigkeit zu sein. Drei Jahre sind es, als ich auf der Jagd mich bis hieher verirrt und dich zum erstenmal erblickte. Befremdend glaenzte deine Schoenheit in der niedern Huette wie ein Edelstein in eines Bettlers Hand. Du weihtest mir dein Herz. Doch durft ich niemals forschen, woher du kamst und wer du seist. Und sieh! ich war so folgsam wie ein Kind, nie hast du eine andre Frag gehoert, als ob du mich auch immer lieben wirst. Du hast die Gegend in ein Eden hier verwandelt und pflanztest Blumen wie sie nur des Indiers Traeume schmuecken. Ich hab dich nie befragt, woher dir solche Macht geworden ist, mir wars genug, dass dus fuer mich getan. Cheristane. Dir waren sie geweiht, doch bluehten sie umsonst. Sie sollten dein Gemuet in ihre duftgen Kreise ziehn und dich den wahren Wert des Glueckes lehren. Ich hab es nicht erreicht. Zu wild ist deine Phantasie, zu hochbegehrend. Du willst, dein Leben soll ein schimmernd Gastmahl sein, und ziehst die Welt an deine goldne Tafel. Ach, moechte sie dirs einst mit Liebe lohnen! Flottwell. Sie wird es tun, zeig nicht so duestern Sinn. Komm, folg mir gleich, du bist durch Einsamkeit erkrankt. Cheristane. Umsonst. Zu spaet! Du kannst mich laenger nicht besitzen, umarmst mich heut zum letztenmal. Flottwell (wild und heftig). Es darf nicht sein. Wer wagt den Raub an meinem liebsten Gut?-- Cheristane. Das Schicksal! Flottwell. Glaub es nicht! Mein Glueck hat Mut, so schnell laesst es sich nicht besiegen. (Umschlingt sie.) Ich lass dich nicht aus meinem Arm, selbst wenn du treulos bist, ich will dich lieben, bis du zu mir wiederkehrst. (Musik.--In diesem Augenblick fliegt ein roter Adler mit einer goldnen Krone auf dem Haupte ueber den See.) Cheristane. Hinweg von mir, (fuer sich) schon fuehl ich meiner Macht Vergehen. Siehst du den purpurroten Aar, der sein befiedert Haupt mit einer Kron geschmueckt? Flottwell. Was sprichst du da? Kein Vogel regt sich hier! (Musik.--Eine Gruppe von Nebelgestalten, deren Auge drohend auf Cheristane gerichtet ist, fliegt ueber den See.) Cheristane. Auch nicht die drohenden Gestalten, die mich an meine Heimkehr mahnen? Zieht nur voraus, ich folge bald. (Blickt starr nach.) Flottwell. Mein teures Kind, wie bist du schwer erkrankt! Sag an, was sind das fuer Gestalten? und wer ist der gekroente Aar? Cheristane (feierlich). Illmaha, die Feenkoenigin. (Sie sinkt nieder und beugt ihr Haupt. Dann faehrt sie fort.) Wisse denn, kein menschlich Wesen hast du an dein Herz gedrueckt. Cheristane ist mein Name, ich bin aus dem Feiengeschlechte, meine Heimat sind die fernen Wolken, die in ewgen Zauberkreisen ueber Persien und Arabien ziehen. Flottwell. Ist in den Wolken Lieb Verbrechen, straft sie dort des Schicksals Fluch? dann waer ja die Erd ein Himmel und die Ewigkeit Exil? Cheristane. Oh, hoere mich, bevor du laesterst! Schon dreimal sind es sieben Jahre, dass ich euren Stern betrat. Um Wohltat auf der Erd zu ueben, sandte mich die Koenigin. Sie drueckte eine Perlenkrone auf mein ewig junges Haupt und sprach: In jeder dieser Perlen ist ein Zauber eingeschlossen, welchen du benuetzen kannst in jeglicher Gestalt. Verwende sie mit Weisheit zu der Menschen Heil. Wenn du die letzte Perle hast geopfert, ist auch dein Reich zu Ende, und du kehrst zurueck, um Strafe oder Lohn vor meinem Throne zu empfangen. Weh dir, wenn du Unwuerdige beglueckst und so den edlen Schatz dem Duerftigen entziehst.--(Pause, in der sie Julius wehmuetig und bedeutungsvoll anblickt.) Ob ichs getan, wird mir die Zukunft zeigen!--Ich hatte viele Perlen noch, als ich vor deines Vaters Schloss den siebzehnjaehrgen Julius erblickte. Du warst so hold wie Fruehlingszeit, und ich vermochte nicht, mein liebgereiztes Aug von dir zu wenden. Von diesem Augenblick hatt ich dein Glueck in mir beschlossen, und viele Perlen loeste ich von meiner Krone ab und streute sie auf dein und deines Vaters Haupt. Daher der unermessne Reichtum, den er sich in kurzer Zeit erwarb. Oh, haett ichs nie getan! Er starb. Vom Undank nicht beweint, von dir allein. Du wardst der Gueter Herr, und nun erkannt ich erst, dass alles, was ich fuer dein Wohl zu tun gedachte, durch deine Leidenschaft dir einst zum Unglueck werden kann. Ich konnte meinem Herzen laenger nicht gebieten, ich fuehrte dich hieher und hab seit dieser Zeit mein hoechstes Glueck in deiner Lieb gefunden. Nun ist der Traum vorueber. Meine Perlen sind verschwendet, und die letzte musst ich heut noch deinem Wohle opfern. Einst hab ich nicht bedacht, dass sie das Sinnbild bittrer Traenen werden koennte. Flottwell. O Cheristane! was hast du getan? Ich lass dich nicht und werfe alles hin, wenn du mir bleibst. Und ziehst du fort, nimm auch mein Leben mit. Cheristane. Oh, du bist freigebig gleich einem Koenig, du koenntest eine Welt verschenken, um einer Muecke Dasein zu erhalten. Doch ich will deine Grossmut nicht missbrauchen. Schenk mir ein Jahr aus deinem Leben nur. Ein Jahr, das ich mir waehlen darf, auf das du nie mehr Anspruch machst. Flottwell. Oh, nimm es hin! Nimm alles hin! Nimm dir das gluecklichste, das einzige, das die nichtswuerdge Seligkeit umfaengt, die ich noch ohne dich geniessen kann. Cheristane. Ich danke dir, ich werde dich nicht hart berauben. Und nun bin ich gefasst, fall ab, du irdscher Tand! Nur dieser Fels mag ein geheimnisvoller Zeuge sein, dass Cheristane einst auf Erden hat geliebt. (Wehmuetige Musik. Sie verwandelt sich in die Gestalt einer reizenden Nymphe. Zugleich verwandelt sich die Huette in einen Fels, der mit Blumen umwunden ist, von Palmen gleich Trauerweiden ueberschattet wird und in welchem der Name Cheristane eingegraben ist. Die praktikablen Blumen neigen sich, und aus den Gestraeuchen heben sich zarte Genien und sinken trauernd zu Cheristanens Fuessen.) Die Sonne sinkt, die Blumen neigen ihre Haeupter, und meine Genien weinen still, weil sie mit mir die schoene Erde meiden muessen. Die Zeit ist da! Verbannung winkt! (Musik.) Flottwell (stuerzt bewegt zu ihren Fuessen). O Cheristane! Toete mich! Cheristane. Hab Dank fuer deine suesse Treu, mein teurer Erdenfreund! Was mich betruebt, ich darf es dir nicht sagen, darf dir nicht unser kuenftig Los enthuellen, doch koenntest du des Donners Sprache und des Sturms Geheul verstehen, du wuerdest Cheristane um dich klagen hoeren. Oh, koennt ich meine Lieb zu dir in aller Menschen Herzen giessen, ich wuerde reich getroestet von dir ziehn! (Sie geht in die Kulisse. Die Genien folgen ihr. Musik beginnt. Cheristane fliegt auf Rosenschleiern, die ein geschwelltes Segel formen, von Genien, welche zart gemalt sind, umgeben, so dass das Ganze eine schoene Gruppe bietet, langsam aus der Kulisse ueber den See, in welchem sich ploetzlich die ganze Gruppe abspiegelt. In diesem Augenblick blickt sie noch einmal wehmutsvoll auf Flottwell und ruft.) Julius, gedenke mein! (Dann verhuellt sie sich schnell in den dunklen Schleier ihres Hauptes, das sie trauernd beugt, und ploetzlich verwandeln sich die rosigen Segelschleier in Trauerfloere, sowie die Gruppe der Genien nun in abendlicher Beleuchtung gemalt wie durch einen Zauberschlag erscheint. Der rosige Himmel umwoelkt sich duester, und nur aus einem unbewoelkten Feld schimmern ihr noch bleiche Sterne nach. Indem Cheristane in die entgegengesetzte Kulisse schwebt und) Flottwell (auf den Fels sinkt und ausruft) O Gott, lass mich in meinem Schmerz vergehn! (faellt der Vorhang langsam.) Zweiter Aufzug Drei Jahre spaeter Erster Auftritt Morgen. Im Hintergrunde die Hauptfronte von Flottwells neuerbautem Schlosse. An dem Fusse der breiten Stufen, welche zu dem palastartigen Portale fuehren, sitzt ein Bettler. Abgetragne Kleider, doch nicht zerlumpt. Wanderstab. Sein Haar ist grau, und tiefer Gram malt sich in seinen Zuegen. Die Morgensonne beleuchtet ihn. Seitwaerts ist ein Gittertor, durch welches man in den Schlossgarten sieht. In der Ferne erblickt man auf einem Huegel das frueher bewohnte Schloss Flottwells. Die Fenster des neuen Schlosses sind geoeffnet, in dem grossen Saale brennen noch Lichter. Flottwell und einige Gaeste lehnen am Fenster. Chor (im Tafelsaale). Lasst brausen im Becher den perlenden Wein! Wer schlafen kann, ist ein erbaermlicher Wicht. Und guckt auch der Morgen zum Fenster herein, Ein ruestiger Zecher lacht ihm ins Gesicht. Ha! ha! ha! ha! (Schallendes Gelaechter.) Der Bettler (zugleich mit dem Chor). Oh, hoert des armen Mannes Bitte Und reicht ihm einen Bissen Brot! Der Reichtum thront in eurer Mitte, Mich drueckt des Mangels bittre Not. (Das Gelaechter beantwortet gleichsam sein Lied.) Chor. Die duesteren Sorgen werft all ueber Bord! Ein Tor, der die Freude nicht maechtig erfasst. Das Leben haelt ja nur dem Froehlichen Wort, Wer niemals genoss, hat sich selber gehasst. Ha! ha! ha! ha! Bettler. Oh, lasst mich nicht vergebens klagen, Seid nicht zu stolz auf eure Pracht! Ich sprach wie ihr in goldnen Tagen, Drum straft mich jetzt des Kummers Nacht. (Er senkt sein Haupt.) (Valentin und Rosa kommen aus dem Garten.) Valentin. Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass du mit dem Kammerdiener nicht so grob sein sollst. Du weisst, was er fuer ein boshafter Mensch ist, am End verschwaerzt er uns beim Herrn. Rosa. Still sei und red nicht, wenn du nichts weisst. Ich muss grob sein, weil ich eine tugendhafte Person bin. Valentin. Ah, das ist ja keine Konsequenz. Da muessten ja die Sesseltrager die tugendhaftesten Menschen auf der Welt sein. Rosa. Bist du denn gar so einfaeltig? Merkst du denn noch nicht, dass mir der Kammerdiener ueberall nachschleicht, dass ich nicht einmal in der Kuchel a Ruh hab. Valentin. Ja was will er denn von dir? Rosa. Er will mich zu seiner Kammerdienerin machen. Valentin. In der Kuchel drauss? Er soll in seiner Kammer bleiben, wenn er ein ordentlicher Kammerdiener ist. Du gibst ihm doch kein Gehoer? Rosa. Du willst ja nicht, dass ich ihm meine Meinung sagen soll. Valentin. Aber wohl! Das hab ich ja nicht gewusst. Wirf ihm deine Tugend nur an Kopf! Es schadt ihm nicht. Uebrigens ist das sehr schoen von dir, dass du mir das sagst. Rosa. Nun warum soll ichs denn nicht sagen? Ich mag ihn ja nicht. Wenn er mir gfallet, so saget ich nichts. Valentin. Bravo! Das sind tugendhafte Grundsaetze. Aber der duckmauserische Kammerdiener! Der geht mir gar nicht aus den Kopf. Rosa. Es ist nicht mehr zum Aushalten mit ihm. Alles will er dirigieren. Um die duemmsten Sachen bekuemmert er sich. Valentin. Jetzt lauft er gar dir nach. Rosa. Ueberall muss er dabeisein. Valentin. Nu neulich haben s' fuer unsern Koch Stockfische gebracht, da war er auch dabei. Wenn nur mit unsern gnaedgen Herrn etwas zu reden waer, aber der ist seit einiger Zeit verstimmt als wie ein alts Klavier. Rosa. Weil nichts aus seiner Heirat wird. Der Herr Praesident von Klugheim gibt ihm seine Tochter nicht. Er kann ihn gar nicht leiden. Valentin. Wie soll er ihn denn nicht leiden koennen? Er kommt ja heut zur Tafel. Rosa. Ja wenn sich die Leute alle leiden koennten, die miteinander an einer Tafel sitzen, da waer die ganze Welt gut Freund. Was ausser dem Herrn Praesidenten da in unser Haus hergeht, das heisst man Tafelfreunde. Das sind nur Freunde von der Tafel, aber nicht von dem, der Tafel gibt. Valentin. Und der Herr Praesident? Rosa. Bei dem ists ganz ein andrer Fall. Das ist ein Ehrenmann. Der halt ein bessere Ordnung in sein Haus als unser Herr. Ich bin sehr gut bekannt dort, denn das Stubenmaedel ist meine beste Freundin. Valentin. Ich auch. Der Kutscher schaetzt mich ungemein. Und der fuehrt das ganze Haus. Rosa. Ich hoer fast jedes Wort. Der Herr Praesident mag unsern Herrn nur darum nicht, weil er so grossen Aufwand macht, er fuercht sich halt, er geht zugrunde Der Baron Flitterstein ist ganz ein anderer Mann und fast so reich wie unser Herr. Den muss das gnaedge Fraeulein heiraten. Valentin. Das darf nicht sein. Da muss ich mit dem Kutscher drueber reden. Einen bessern kann sie gar nicht kriegen als unsern Herrn. Er ist so wohltaetig, so gut. Rosa. Zu gut ist auch ein Fehler. Ich bin viel zu gut mit dir. Und kurz und gut, der Herr Praesident gibts halt nicht zu. Valentin. Sie ist ja wahnsinnig in ihm verliebt. Sie lasst ihn nicht. Rosa. Sie muss. Da hats schon viele Auftritt geben. Sie kommen immer heimlich zusammen, der Herr Praesident darfs gar nicht wissen. Dass du nur niemand etwas sagst. Valentin. Ich werd doch nicht meinen Herrn verraten. Aber warum ladet er denn den Baron Flitterstein heut ein? Er steht ja auf der Liste. Rosa. Weil er muss. Der Herr Praesident waer ja nicht gekommen ohne ihn. Drum war schon gestern grosse Tafel, weil heut der Fraeulein Amalie ihr Geburtstag ist. Aber gestern sind sie nicht gekommen. Da war der gnaedge Herr desperat, hat einen langmaechtigen Brief geschrieben an den Herrn Praesidenten. Der Kammerdiener ist damit in die Stadt geritten, ist ganz erhitzt nach Haus gekommen und hat die Nachricht gebracht, dass sie heut erscheinen werden; aber der Baron kommt mit. Valentin. Das ist doch erschrecklich, was sie mit dem Herrn treiben. Wann ich nur wuesst, was da zu tun ist. Soll sich denn diese Sach gar nicht ausputzen lassen? Rosa. Putz du deine Kleider und deine Stiefel aus und kuemmere dich nicht um Sachen, die sich nicht fuer dich schicken. Valentin. Ich fuercht nur, wenn ihm s' der Baron wegheirat, er tut sich ein Leid an. Am End wirds noch das beste sein, dass ich selber mit dem Herrn Praesidenten vernuenftig darueber red. Rosa. Du? Nu das wuerd ein schoener Diskurs werden. Untersteh dich, das waer ja eine Beleidigung fuer einen solchen Herrn. Valentin. Ja es ist nur, dass man sich hernach keine Vorwuerf zu machen hat. Wenn heut oder morgen ein solches Unglueck passiert. Rosa. Nu geh nur, du einfaeltiger Mensch! Valentin. Ja man kann nicht vorsichtig genug sein, weil das eine grosse Verantwortung waer. (Beide ab.) Zweiter Auftritt Flottwell und sein Haushofmeister aus dem Schloss. Flottwell. Wie stehts mit uns, mein alter Haushofmeister? Ist alles so, wie ichs befohlen habe? Ich will an Glanz durchaus nicht uebertroffen werden, und fuer Amaliens Freude ist kein Opfer mir zu gross. Haushofmeister. Jawohl ein Opfer, gnaedger Herr. Da sich das Gastmahl heute glaenzender noch wiederholt, so wird die Rechnung ziemlich stark ausfallen. Flottwell. Drum ists ein Glueck, dass Er sie nicht zu zahlen braucht. Der reiche Flottwell wird doch keinen Heller schulden? Wie ist es mit dem Schmuck, den ich bestellt, hat ihn der Juwelier noch nicht gebracht? Haushofmeister. Noch weiss ich nichts. Flottwell (auffahrend). Den Augenblick schickt nach der Stadt. Es ist die hoechste Zeit, er sollte schon die vorge Woche fertig sein. Haushofmeister. Haetten Euer Gnaden ihn bei dem braven Mann bestellt, den ich Euer Gnaden empfohlen habe, so wuerden Sie ihn schon besitzen. Er wuerde schoen und billig ausgefallen sein. Allein der Kammerdiener hat-- Flottwell. Mir einen bessern anempfohlen. Ists nicht so? Haushofmeister. Das glaub ich kaum. Flottwell. Die Meinung steht Ihm frei. Doch lieb ichs nicht, wenn meine Diener mir als Lehrer dienen wollen. Dies fuer die Zukunft. Nun den Juwelier. (Wendet sich von ihm.) Haushofmeister (fuer sich, gekraenkt). O Treue, was bist du fuer ein armer Hund, dass Undank dich mit Fuessen treten darf. (Ab.) Dritter Auftritt Flottwell. Der Bettler, welcher immer mit unbedecktem Haupt erscheint. Flottwell. Ein altes Moebel aus des Vaters Nachlass. Der Mann ist immer unzufrieden mit allem, was ich tue. Die alten Leute sind doch gar zu wunderlich. Ich bin so schlecht gelaunt. Heut wird ein heisser Tag auf Flottwells Schloss, ein gross entscheidender. Ich kann Amalie nicht verlieren, sie nicht in eines andern Arm erblicken, ich hab es ihr geschworen; und gelingt es mir nicht, ihren Vater zu gewinnen, laesst er nicht ab, sein Kind dem Starrsinn aufzuopfern, so muesste ich zu einem boesen Mittel greifen. Schon gestern hab ich einen Brief erwartet. Gott! wenn sie wanken koennte. (Erblickt den Bettler, der nachdenkend mit seinem Stabe in den Sand schreibt.) Was macht der Bettler dort! Ich hab ihn heut vom Fenster schon bemerkt, und sein Gesang hat mich ganz sonderbar ergriffen. Mir wars, als haett ich ihn schon irgendwo gesehn und als wollt er meiner Lust ein Grablied singen. Mich wunderts, dass ihn meine Dienerschaft hier sitzen laesst. Was schreibst du in den Sand mit deinem Bettelstab? Bettler. Die Summen Goldes, die ich einst besass. Flottwell. So warst du reich? Bettler (seufzend). Ich wars. Flottwell. Dass du Verlust betrauerst, zeigt die Traen in deinem Auge. Bettler. Was ich betraure, spiegelt sich in meiner Traene!-- Ein Palast. Flottwell (betroffen). Oho!--Was warst du, und wie heissest du? Bettler. Es ist die letzte Aufgabe meines Lebens, beides zu vergessen. Das einzge Mittel, das mich vor Verzweiflung retten kann. Flottwell. Sonderbar. (Wirft ihm ein Goldstueck in den Hut.) Hier nimm dies Goldstueck! (Will nach dem Garten gehen.) Bettler (springt auf und stuerzt zu seinen Fuessen, ohne ihn je zu beruehren). O gnaedger Herr, schenken Sie mir mehr, schenken Sie mir eine Summe, welche Ihrer weltberuehmten Grossmut angemessen ist. Flottwell. Bist du beweibt, hast du so viele Kinder? Bettler. Ich bin allein, nur Gram begleitet mich. Flottwell (wirft ihm noch ein Goldstueck hin). So saettge dich und jag ihn fort. Bettler. Er laesst sich nicht so leicht verjagen als das Glueck. Flottwell. Er ist nur Wirkung, heb die Ursach auf. Bettler. Vermoegen Sie die Ursach Ihrer Lieb zu tilgen? Flottwell. Wer sagt dir, dass ich liebe? Bettler. Wer denket gross und liebet nicht? Flottwell. Willst du mir schmeicheln, Bettler? Schaeme dich! Bettler. Soll Schmeichelei denn nur ein Vorrecht reicher Menschen sein? Sie stammt von Bettlern ab, weil sie von Geistesarmut zeigt. Flottwell. Ich frag dich nicht, um deines Missmuts Spott zu hoeren. (Beiseite.) Mir ist so bang in dieses Mannes Naehe. Du kannst mit dem Geschenk zufrieden sein. (Will gehn.) Bettler (flehend). Nein, gnaedger Herr! ich bin es nicht, ich darfs nicht sein. Erbarmen Sie sich meiner Not. Nicht Habgier ists. Nicht Bettlerlist. Beschenken Sie mich reich, ich werde dankbar sein! Flottwell. So nenn mir deinen fruehern Stand. Bettler. Ich nenn ihn nicht. Der Armut Rost hat meinen Schild zernagt, wer fraegt darnach, was ihn einst fuer ein Sinnbild zierte. Ich weiss es, ich begehre viel, und meine Forderung kann mich in Verdacht des Wahnsinns bringen. Doch ist er fern von meinem Geist, und werd ich noch so reich bedacht, so hab ich einst viel groessere Summen selbst gegeben. Flottwell. Oh, schaem dich, so um Geld zu jammern, es ist das Niedrigste, was wir beweinen koennen. Du hast genug fuer heut, ein andermal komm wieder. Bettler. Ich bin ein Bettler und gehorche. (Verbeugt sich und geht langsam fort.) (Ein Diener eilig mit einem Brief.) Diener. Gnaedger Herr! ein Brief. (Uebergibt ihn und geht wieder fort.) Flottwell (sieht die Aufschrift). Von Amalie, von meiner himmlischen Amalie. (Liest.) "Mein teurer Julius! Verzeih, dass ich Dir gestern nicht geschrieben habe, allein der grosse Kampf in meinem Herzen musste erst entschieden sein. Doch nun gelob ich Dir, Dich niemals zu verlassen. Ich willge nicht in meines Vaters strenge Forderung, und kann kein Flehen sein sonst so edles Herz erweichen, so mag geschehen, was wir beschlossen haben."--Amalie mein! oh, koennt ich doch die Welt umarmen! He du! (Der Diener kommt.) Ruf mir den Bettler dort zurueck, der eben sich in jene Laube setzt. (Zeigt in die Kulisse.) Diener. Ich sehe keinen Bettler, gnaedger Herr! Flottwell. Bist du denn blind! Geh fort! (Bedienter ab. Ruft.) He Alter, komm! Bettler. Was befehlen Sie, mein gnaediger Herr! Flottwell. Ich habe eine frohe Botschaft hier erhalten, und Flottwell kann sich nicht allein erfreun. Verzeih, ich habe dich zu karg behandelt. Nimm diesen Beutel hier, auch diesen noch. (Wirft sie ihm in den Hut.) Nimm alles, was ich bei mir habe. Was ich verschenken kann, hat eines Sandkorns Wert gen den unendlichen Gewinn, der mir durch diesen Brief geworden ist. (Nach dem Garten ab.) Bettler (allein). O Mitleid in des Menschen Brust! Wie bist du oft so kraenkelnder Natur, als haette dich ein weinend Kind gezeugt. Begeistrung ists, die alles Edle schnell gebiert, sie hat mit des Verschwenders Gold des Bettlers Hut gefuellt. (Geht ab.) Vierter Auftritt Dumont, elegant gekleidet, kommt aus dem Schloss. Dumont. Ach, wie sein ick doch vergnuegt! Ein ganzer Jahr hab ich der Gegend nicht gesehen. Die Nacht war mir zu lang. Ich hatte fuenfzig Dukaten auf eine Karte gesetzt, hatt sie gewonnen, da schlug der Nachtigall, ich lief davon, der Geld blieb stehn und war perdu. Doch was sein Dukatenglanz gegen Morgenrot! Praechtiger Tag! Die Natur legen heut aller ihrer Reize zur Schau. (Blickt durch die Lorgnette in die Szene.) Da kommt ein altes Weib! Fuenfter Auftritt Voriger. Ein altes zahnloses Muetterchen, zerrissen gekleidet, auf dem Ruecken einen grossen Buendel Reisig. Dumont. Bon jour, Madame! Wo tragen du hin das Holzen? Weib. Nach Haus. Gleich ins Gebirg, nach Blunzendorf. Dumont. Blonsendorf? O schoener Nam! Du wohnen wohl sehr gerne im Gebirge? Weib. Ah ja, 's Gebirge waer schon schoen. Wenn nur die Berg nicht waeren! Man steigt s' so hart. Dumont. Das sind der Figuren, die der Landschaft beleben. O, mir gefallen das Weib sehr. Weib (beiseite). Ich gfall ihm, sagt er. Ja, einmal haett ich ihm schon besser gfallen. Dumont. Sie sein so malerisch verlumpt. Ich kann sie nicht genug betrachten. (Er sieht durch die einfache Lorgnette und drueckt das linke Auge zu.) Weib. Er hat im Ernst ein Aug auf mich; aber 's andre druckt er zu. Dumont. Du seien wohl verheiratet? Weib. Schon ueber dreissig Jahr. Dumont. Und bekuemmern sich dein Mann doch noch um dich? Weib. Ah ja. Er schlagt mich fleissig noch. Dumont. Er slagen dich? O! Das sein nick schoen von ihm. Weib. Ah, es is schon schoen von ihm. Das ist halt im Gebirg bei uns der Brauch. Ein schlechter Haushalt, wo s' nicht raufen tun. Dumont. Unschuldige Freuden der Natur. Von dieser Seit muss sich das Bild noch schoener machen. Stell dich dort hin. Ich will dich gans von ferne sehen. Weib. Hoeren S' auf! Was sehen S' denn jetzt an mir? Haetten S' mich vor vierzig Jahren angschaut. Jetzt bin ich schon ein altes Weib. Dumont. Das machen deiner Schoenheit eben aus. Du sein vortrefflich alt. Au contraire, du sollen noch mehr Falten haben. Weib. Warum nicht gar. Mein Mann sein die schon zu viel. Dumont. Du sein wahrhaft aus der niederlaendischen Schule. Weib. Ah beleib. Ich bin ja gar nie in die Schul gegangen. Dumont. Ick hab einer ganzer Sammlung solcher alter Weiber zu Haus. Weib. Jetzt ists recht. Der sammelt sich die alten Weiber, und die andern waeren froh, wenn sie s' losbringeten. Dumont (nimmt einen runden kleinen schwarzen Spiegel aus der Tasche, dreht sich um und laesst die Gegend abspiegeln). O quel contraste! Das Schloss! Der Wald! Der Weib! Der Ochsen auf der Flur! O Natur, Natur! Du sein gross ohne Ende. Weib. Der Mensch muss narrisch sein. Jetzt schaut er sich in Spiegel und sieht Ochsen drin. Dumont. Hier hast du einen Dukaten. Jetzt hab ich dich genug gesehen. (Gibt ihr ein Goldstueck.) Weib (rasend erfreut). Ah Spektakel! Ah Spektakel! jetzt schenkt er mir gar ein Dukaten. Euer Gnaden, das ist ja z'viel, ich trau mir ihn gar nicht zu nehmen. Fuer was denn? sagen S' mirs nur. Dumont. Dein Anblick hat mir sehr viel Vergnuegen verschafft. Weib. Nein, das haett ich meinen Leben nicht geglaubt, dass ich mich in meinen alten Tagen sollt noch ums Geld sehn lassen. Ich dank vieltausendmal. (Kuesst ihm die Hand.) Euer Gnaden verzeihen S'--Ich bitt Ihnen--hab ich Ihnen denn wirklich gfallen? Dumont (muss lachen). O, du gefallen mir ausserordentlich. Weib (verschaemt). Hoeren S' auf. Sie konnten ein altes Weib voellig verruckt machen. Nein, wenn das mein Mann erfahrt, der erschlagt mich heut aus lauter Freud. Ich sags halt. Wenn man einmal recht schoen war und man wird noch so alt, es bleibt doch allweil noch a bissel was uebrig. (Trippelt ab.) Dumont (sieht ihr nach). Ha! wie sie schwankt. Wie ein alter Schwan! Ich sein so aufgeregt, dass mir jeder Gegenstand gefallen. Sechster Auftritt Voriger. Rosa will mit einem Kaffeegeschirr nach dem Garten. Dumont. Ah ma belle Rosa! Rosa. Guten Morgen, Herr Chevalier! Dumont (haelt sie auf). O, Sie kommen nicht so schnell von mich. Der Alt sein charmant, aber der jung gefallen mir doch noch besser. Das sein Malerei fuer der Aug, das sein Malerei fuer der Herz. Rosa. Herr Chevalier, ich hab kein Zeit, der gnaedige Herr wuenscht noch Kaffee zu trinken. Dumont. Ah! Schoene Ros'! (Umfasst sie zaertlich.) Rosa (windet sich los). Ah was generos. Was hab ich von Ihrer Generositaet. Ich muss in Garten hinaus. Dumont. O, Sie duerfen nicht. Ich sein zu enchante. Dieser Wangen! Dieser Augen! Dieser Augenblicken! O Natur, was haben du da geschaffen, ich kann mick nicht enthalten. Ich mussen Sie embrasser. Rosa. Herr Chevalier, lassen Sie mich los, oder ich schrei. Dumont. Ich will den Mond versiegeln. (Will sie kuessen, sie schreit und laesst das Kaffeegeschirr fallen.) Siebenter Auftritt Vorige. Flottwell und Wolf aus dem Garten. Flottwell. He, he, Herr Chevalier! Was machen Sie denn da? Dumont. Ich bewundre der Natur! Flottwell. Bravo! Sie dehnen Ihre Liebe zur Natur auf die hoechsten und auf die gemeinsten Gegenstaende aus. Wolf. Schoen oder haesslich, das gilt dem Herrn Chevalier ganz gleich. Dumont. Was sagen Sie da von Haesslichkeit! Der Natur sein der hoechster Poesie, und wahre Poesie kann nie gemein noch haesslich sein. Ich wollen mich fuer ihrer Schoenheit schlagen, und schlagen lassen; und fallen ick, so schreib der Welt mir auf mein Grab: Es schlafen unter diesem Stein Chevalier Dumont hier ganz allein, Er haben nur gemacht der Cour Auf Erd der himmlischen Natur. Nun seien tot. Welch gluecklick Los! Er ruhn in der Geliebten Schoss Und wird, kehrt er im Himmel ein, Naturellement willkommen sein. (Geht stolz ab ins Schloss.) Rosa (lest das Geschirr zusammen). Abscheulich! Allen Zudringlichkeiten ist man ausgesetzt in diesem Haus. Flottwell. Weich Sie den Gaesten aus, wenn sie Champagner getrunken haben. Ich bin sehr unzufrieden mit Ihr, Herr Wolf hat sich auch beklagt, dass Sie sehr unartig mit ihm ist und ohne Achtung von mir spricht. Rosa. Der gnaedige Herr Kammerdiener? Ah, jetzt muss ich reden-- Wolf (fein). Das soll Sie nicht, mein Kind, Sie soll nur Ihren Dienst versehen. Rosa. Ich stehe bei dem gnaedgen Herrn in Diensten und nicht bei gewissen Leuten. Wolf. Schweig Sie nur-- Rosa. Nein, nichts will ich verschweigen. Alles muss heraus. Wolf. Welche Bosheit! Flottwell. Still! die Sache wird zu ernsthaft. Rosa. Wissen Euer Gnaden, was der Kammerdiener gesagt hat? Flottwell. Was hat er gesagt? Rosa. Er hat gesagt-- (Valentin schnell.) Valentin. Der Juwelier ist da. Flottwell. Ah bravo! Nur geschwinde auf mein Zimmer. (Geht schnell ab.) (Der Juwelier tritt von der Seite ein, und) Wolf (fuehrt ihn ins Schloss, vorher sagt er zu Rosa). Wir sprechen uns, Mamsell. (Ab.) Rosa (steht wie versteinert). Da steh ich jetzt! Valentin. Da steht sie jetzt. Rosa. An wem soll ich nun meinen Zorn auslassen? Valentin. Wart, ich besorg dir wem. (Will fort.) Rosa. Du bleibst! An dir will ich mich raechen, du verhaengnisvoller Mensch. (Geht auf ihn los.) Valentin. An mir? Das ging' mir ab. Ich hab ja gar nichts gesagt als: Der Juwelier ist da. Rosa. Still sei! oder--(Reibt auf und will ihm eine Ohrfeige geben, wird aber ploetzlich schwach.) Weh mir! mich trifft der Schlag. Valentin. Das ist ein Glueck, sonst haett er mich getroffen. Rosa (springt). Der Juwelier soll hingehn, wo der Pfeffer waechst. Valentin. Das kannst ihm selber sagen. Ich weiss nicht, wo er waechst. Rosa. Schweig! ich weiss mich nicht zu fassen. Valentin. Nu schimpf nur zu, der Juwelier wird dich schon fassen. Rosa. Gleich geh mir aus den Augen (tut, als wollt sie ihm die Augen auskratzen), du bist an allem schuld! Valentin. Ich hab ja gar nichts gsagt als: Der Juwelier ist da. Rosa. Das ist ja dein Verbrechen eben. Du haettest gar nichts sagen sollen, wenn du siehst, dass meine Tugend auf dem Punkt steht, ihre Rechte zu verteidigen. (Ab.) Valentin. Das ist schrecklich. Da darf ja eine noch so viele Untugenden haben, so kann man nicht soviel Verdruss haben als wegen derer ihrer unglueckseligen Tugend. Und ich weiss mich gar nichts schuldig. Ich muss nur grad das Gesetzbuch aufschlagen lassen, um zu erfahren, was denn das fuer ein Verbrechen ist: Wenn einer sagt, der Juwelier ist da! (Ab.) Achter Auftritt Verwandlung Kurzes Kabinett Flottwells. Durch die Fenster sieht man in eine Kolonnade und durch diese ins Freie. Flottwell und der Juwelier treten ein. Flottwell (sehr froehlich.). Wo haben Sie den Schmuck? Geben Sie! Ich freue mich schon wie ein Kind! Wie wird sich erst Amalie freuen! Juwelier. Hier ist er! Flottwell (besieht ihn und wird ernst). Mein Gott, was haben Sie denn gemacht? Juwelier. Wieso? Flottwell. So kann ich ihn nicht brauchen! Juwelier. Er ist nach Ihrer Angabe, gnaedger Herr! Flottwell (wird immer heftiger). Nein, nein! das ist er nicht! Juwelier. Ganz nach der Zeichnung, ich versichere Sie! Flottwell. Nein, nein, nein, nein. (Missmutig.) Er ist zu altmodisch, auch sind es nicht die Steine, die ich ausgewaehlt. Juwelier. Herr von Flottwell! das betrifft ja meine Ehre. Flottwell. Die meine auch, ich kann den Schmuck nicht brauchen. Juwelier. Ich nehm ihn nicht zurueck. Flottwell. Das muessen Sie. Juwelier. Ich will ihn aendern. Flottwell. Zu spaet. Er ist ja ein Geschenk zum heutgen Fest. Sie haben meine schoenste Freude mir gemordet durch Ihre Ungeschicklichkeit. Juwelier (etwas beleidigt). Herr von Flottwell--(Fasst sich) Ich versichere Sie, es ist nur eine Grille. Flottwell. Versichern Sie mich nicht, der Schmuck ist schlecht. Juwelier. Betrachten Sie ihn nur. Flottwell. Nein, er ist mir so zuwider, dass ich ihn zum Fenster hinauswerfen koennte. Juwelier. Das werden Sie wohl bleibenlassen, denk ich! Flottwell. Das werd ich nicht. Da liegt er! (Schleudert ihn zum Fenster hinaus.) Juwelier (erschrocken). Ums Himmels willen! der Schmuck betraegt zweitausend Taler! Flottwell (stolz). Ist Ihnen bange? Lumpengeld! Sie sollen es erhalten! Warten Sie! (Er eilt ins Kabinett.) Juwelier. Das ist ein Wahnsinn, der mir noch nicht vorgekommen ist. Ich hol den Schmuck herein! (Laeuft ab.) (Man sieht den Bettler vor dem Fenster, welcher den Schmuck aufgehoben hat, ihn gen Himmel haelt und singt.) Bettler. Habt Dank, habt Dank, ihr guten Leute, Dass ihr so reichlich mich beschenkt, Mein Herz ist ja des Kummers Beute, Durch eigne Schuld bin ich gekraenkt. (Er entfernt sich durch die Saeulen und wiederholt noch die letzten Worte in der Ferne.) Juwelier (kommt bestuerzt zurueck). Der Schmuck ist fort, ich find ihn nicht. (Flottwell aus dem Kabinett. Er hat sich Besinnung geholt, und sein Betragen zeigt, dass er seine Heftigkeit bereut und sich ihrer schaemt. Er traegt zwei Rollen Gold.) Flottwell (edel freundlich). Hier haben Sie Ihr Geld, mein Herr! Juwelier (artig). Herr von Flottwell, ich bedaure sehr-- Flottwell. Bedauern Sie nichts--An mir ist das Bedauern meiner unverzeihlichen Heftigkeit. Mein Blut spielt mir manch tollen Streich. Ich muss zur Ader lassen naechster Tage. Juwelier. Ein guetig Wort macht alles wieder gut. Flottwell (drueckt ihm gutmuetig die Hand). Nicht wahr, Sie nehmen es nicht uebel, lieber Freund--und Sie vergessen es--Sie sprechen auch nie mehr davon? Ich wuenschte nicht, dass Sie es irgendwo erzaehlen moechten. Juwelier. Ich geb mein Ehrenwort-- Flottwell. Ja, ja, ich weiss, ich kann mich ganz auf Sie verlassen. Auch werd ich Ihre Kunst gewiss sehr bald in Anspruch wieder nehmen. Gewiss, gewiss, ich werde bald etwas bestellen lassen. Sehr bald. Und nun Adieu, mein Freund, und keinen Groll. Juwelier (mit einer tiefen Verbeugung). Wie koennt ich das, ich bin so tief geruehrt. (Im Abgehen.) Wenn er doch nur bald wieder etwas machen liesse! (Ab.) Flottwell (allein). Ein sturmbewegter Tag! Waer er doch schon vorueber. (Wirft sich vor sich hinstarrend in einen Stuhl.) (In der Ferne klingen die letzten Verse von des Bettlers Gesang.) Bettler. Mein Herz ist stets des Kummers Beute, Durch eigne Schuld bin ich gekraenkt. Flottwell (springt auf). Welch Gesang-- (Wolf tritt ein.) Wolf. Ach liebster gnaedger Herr! Wie hat der Juwelier doch seine Sache schlecht gemacht, ich hab ihn eben ausgezankt. Doch stellen Sie sich vor, der Schmuck ist weg, und niemand will ihn aufgehoben haben. Flottwell. Das waere mir sehr unlieb--denn er kostet viel. Wolf. Er muss sich finden, ich sah ihn aus dem Fenster fliegen. Niemanden gewahrt ich in der Naehe als das Kammermaedchen Rosa. Ich eilt sogleich herab, da war sie fort, und als ich sie befragte, wollt sie nichts gesehen haben. Flottwell. Das kann ich doch nicht von ihr glauben. Wolf. Man muss die Sache untersuchen lassen. Flottwell. Nur heute nicht. Das macht zu grosses Aufsehen; und dann wer weiss, ists wahr. Wolf. Gewiss, ich hab es ja beinahe gesehen. Flottwell. Wenn es wahr ist, muss sie fort, sonst wuensch ich keine Strafe. Wolf. Wie der Himmel doch die Menschen oft verlaesst! Es ist schon alles zu dem Fest bereitet, die Gaeste sind im Gartensaal versammelt. Ich habe die schoene Aussicht nach dem Tal mit Traperien verhaengen lassen. Wir wollen warten, bis die Sonne untergeht, und wenn sie ploetzlich schwinden, wird es einen imposanten Anblick geben. Flottwell. Sind die Taenzer schon bereitet? Wolf. Ja. Der Herr Praesident ist auch schon hier. Flottwell. Amalie hier! Was sagst du das erst jetzt? Wolf. Ich habe sie in das blaue Zimmer gefuehrt, der Baron ist aber nach dem Garten gegangen. Flottwell (auffahrend). Der Baron? Schaendlich, dass ich meinen Nebenbuhler noch zu Gaste bitten muss. Was soll ich nun Amalien verehren, der Schmuck ist fort. Wolf. Schenken Sie ihr die kostbare Vase, die Sie erst gekauft haben, das ist doch ein Geschenk, das eines Millionaers wuerdig ist. Flottwell. Sie ist von grossem Wert, doch eben recht, der Praesident ist ein Freund der Kuenste. Vielleicht gewinnt ihn das. Wolf (fuer sich). Da irrst du dich. Flottwell. Lass sie mit Blumen schmuecken, kurz, besorge alles. Ich muss zu ihr, zu ihr.-- (Beide ab.) Neunter Auftritt Verwandlung in ein nobles Gemach. Der Praesident von Klugheim und Amalie. Klugheim. Beruhige dich doch, meine Tochter, und lass mich nicht bereuen, dass ich so schwach war, deinen Bitten nachzugeben. Amalie (ihren Schmerz bekaempfend). Ja, mein Vater, ich will ruhig sein. Klugheim. Nun seh ich erst, du hast mich durch erzwungne Froehlichkeit getaeuscht. Du solltest ihn nicht wiedersehen. Amalie. Im Gegenteil, mein Vater, es wird auf lange Zeit mich staerken, meine Leiden zu ertragen. Klugheim. Vergiss nicht, dass wir in Gesellschaft sind und dass dich der Baron mehr als sein Leben liebt. Zehnter Auftritt Vorige. Flottwell. Flottwell (mit Herzlichkeit). Mein verehrungswuerdiger Herr Praesident! Die hoechste Gunst, die ich vom Glueck erlangen konnte, ist die Ehre, Sie auf meinem Schlosse zu begruessen. Mein holdes Fraeulein! Flottwell wird es nie vergessen, dass Ihr edles Herz es nicht verschmaehte, seines kleinen Festes Koenigin zu sein. Amalie (sich verbeugend). Herr von Flottwell-- Klugheim. Genug der Zeremonie. Es kommt der Freund zum Freunde. Flottwell. Ist das wirklich so, Herr Praesident? Klugheim. Zweifeln Sie daran? Dann waer es nur zur Haelfte so. Flottwell. Ach, wie sehnlich wuenscht ich, dass es ganz so waere! Dass ich Sie-- Klugheim (fein). Herr von Flottwell, jeder Ausfall auf fruehere Verhaeltnisse ist gegen die Bedingung, unter welcher ich Ihre heutige Einladung angenommen habe. Amalie. Bester Vater, lassen Sie sich doch erweichen! Wenn Ihnen das Leben Ihres Kindes etwas gilt. Klugheim. Was soll das sein? Ist ein Komplott gegen mich im Werke? hat man mich hieher geladen, um eine Sache zu erneuern, die ich fuer beendet hielt? Flottwell. Sie irren sich, Herr Praesident. Ihr Fraeulein Tochter-- Klugheim. Ist eine Schwaermerin. Ihres Lebens Glueck ist mir von Gott vertraut, und niemand kann es mir verargen, wenn ich sie nicht in ihres Ungluecks Arme fuehre. Flottwell. Herr Praesident, Sie verkennen mich zu sehr. Klugheim. Ich sehe klar, was Ihnen erst die Zukunft einst enthuellen wird. Flottwell. Ich bin verleumdet. Klugheim. Durch niemand-- (Flitterstein oeffnet die Tuer.) Flottwell. Durch den hinterlistigen Baron Flitterstein-- Baron Flitterstein (mit Erstaunen, ohne den Anstand zu verletzen). Ist hier von mir die Rede? Flottwell (frappiert). Nein-- Flitterstein (fasst sich und laechelt fein). Ah so. Also von einem Verwandten von mir. Das wollte ich als Edelmann nur wissen. Flottwell (verlegen). Herr Baron! Ich bin erfreut-- Flitterstein (schnell). Ich verstehe. Meine Freundschaft zu dem Herrn Praesidenten-- Flottwell. Ist die Ursache, dass Sie mir die Ehre Ihres Besuches schenken. Ich bin von allem unterrichtet. (Nach einer Pause, durch welche sich die Verlegenheit aller ankuendigt.) Ist es nun gefaellig, sich zur Gesellschaft zu begeben? Flitterstein. Nach Belieben. Flottwell (reicht Amalien den Arm). Mein Fraeulein! (Fuehrt sie fort.) (Flitterstein folgt.) Klugheim. Ich fuerchte, wir haben den Frohsinn gerufen und dem Missmut unsre Tore geoeffnet. (Ab.) Elfter Auftritt Verwandlung Herrlich mit Gold und Blumen geschmueckter Gartensaal. Die Hinterwand geschmackvoll traperiert. Alle Gaeste sind versammelt. Nobel gekleidete Herren und Damen. Dumont. Walter. Waehrend des Chores treten der Praesident, Flitterstein, Flottwell und Amalie ein und setzen sich. Wolf. Chor. Froh entzueckte Gaeste wallen Durch die reich geschmueckten Hallen. Will sich Lust mit Glanz vermaehlen, Muss sie Flottwells Schloss sich waehlen. Nur in seinen Saelen prangt, Was das trunkne Herz verlangt. (Taenzer und Taenzerinnen im spanischen Kostuem fuehren einen reizenden Tanz aus, und am Ende bildet sich eine imposante Gruppe, bei welcher Kinder in demselben Kostueme die Vase, mit Blumen geschmueckt, auf ein rundes Postament in die Mitte des Theaters stellen.) Flottwell (fuer sich). Was hat doch Wolf gemacht, jetzt sollte sie sie nicht erhalten. Klugheim. Sehen Sie doch, Baron, hier die beruehmte Vase, welche ein Franzose dem Minister um zwanzigtausend Frank anbot. Flitterstein. Wahrhaftig, ja, sie ist es. Mehrere Gaeste (betrachten sie). Wirklich schoen! Walter. Sehn Sie doch hier, Chevalier, die Vase aus Paris. Dumont (in einem Stuhl hingeworfen, ohne hinzusehen). O charmant! Sie sein ganz ausserordentlick. Walter. Sie haben sie ja gar nicht angesehen. Dumont. Ick brauchen sie gar nick zu sehen, ick brauchen nur zu hoeren de Paris, kann gar nick anders sein als magnific. Flitterstein. Fuerwahr, Sie sind um dieses Kunstwerk zu beneiden, Herr von Flottwell. Flottwell (fuer sich). Nun kann ich nicht zurueck. (Laut.) Es ist nicht mehr mein Eigentum. Ein unbedeutendes Geschenk, das ich der Koenigin des Festes weihe. Amalie (erfreut). Ach Vater! wie erfreut mich das. Klugheim (strenge). Nicht doch, mein Kind! Verzeihen Sie, Herr von Flottwell, das geb ich nicht zu. Das Geschenk hier ist durchaus zu kostbar, um es anzunehmen. Flitterstein. Ja, ja, es ist zu kostbar. Flottwell. Das ist es nicht, mein Herr Baron. Die Welt erfreut sich keines Edelsteines, der zu kostbar waere, ihn diesem Fraeulein zum Geschenk zu bieten. Klugheim. Auch weiss ich nicht, wie wir zu solcher Ehre kommen. Flitterstein (halblaut). Die mehr beleidigend als-- Flottwell (faengt es auf). Beleidigend? Flitterstein. Ich nehm es nicht zurueck! Flottwell (verbissen). Wie koemmt es denn, mein Herr Baron, dass Sie das Wort so eifrig fuer des Fraeuleins Ehre fuehren? Klugheim. Er spricht im Namen seiner kuenftgen Braut. Einige Gaeste. Da gratulieren wir! Flottwell (vernichtet). Dann hab ich nichts mehr zu erwidern! Klugheim. Nehmen Sie die Vase hier zurueck, so beschenkt ein Fuerst, kein Edelmann. Flottwell (stolz). Ich beschenke so! ich bin der Koenig meines Eigentums. Dieses Kunstwerk hatte seinen hoechsten Wert von dem Gedanken nur geborgt, dass diese schoene Hand es einst als ein erfreuend Eigentum beruehren werde, es soll nicht sein! Ich acht es nicht. Wolf! (Wolf tritt vor) nimm sie hin! Ich schenke diese Vase meinem Kammerdiener. (Wolf macht eine halbe verlegene Verbeugung. Die Vase wird weggebracht.) Flitterstein. Welch ein Tollsinn! Klugheim. Unbegreiflich! Dumont. Der Mann sein gans verrueckt. Amalie. Wie kann er sich nur so vergessen! Die Gaeste (klatschen). Bravo! so raecht sich ein Millionaer! Flottwell. Dies soll unsere Freude nicht verderben. Da Frankreichs Kunst so schlechten Sieg errungen, will ich vor Ihrem Auge nun ein deutsches Bild entrollen, dessen Schoenheit Sie gewiss nicht streitig machen werden. Sie sollen sehen, was ich fuer eine vortreffliche Aussicht habe. (Klatscht in die Hand.) (Musik.--Der Vorhang schwindet, und ueber die ganze Breite des Theaters zeigt sich eine grosse breite Oeffnung, durch deren Rahmen man eine herrliche Gegend perspektivisch gemalt erblickt. Ein liebliches Tal, hie und da mit Doerfern besaeet, von einem Fluss durchstroemt und in der Ferne von blauen Bergen begrenzt, erstrahlt im Abendrot. Die Basis des Rahmens bildet eine niedre Balustrade. Im Vordergrunde links von dem Zuschauer sitzt wie eine geheimnisvolle Erscheinung unter dunklem Gestraeuch, von der untergehenden Sonne beleuchtet, der Bettler mit unbedecktem Haupte und gegen Himmel gewandtem Blick in malerischer Stellung. So dass das Ganze ein ergreifendes Bild bietet.) Flottwell (ohne genau hinzusehen). Gibt es eine schoenere Aussicht? (Er erschrickt, als er den Bettler sieht.) Ha! welch ein Bild. Ein sonderbarer Zufall! (Diese Worte spricht Flottwell schon unter der leise beginnenden Musik.) Chor von Gaesten (fuer welche saemtlich der Bettler nicht sichtbar ist). Oh, seht doch dieses schoene Tal, Wo prangt die Erd durch hoehern Reiz? Dem Kenner bleibt hier keine Wahl, Der Anblick uebertrifft die Schweiz. Bettler. Nicht Sternenglanz, nicht Sonnenschein Kann eines Bettlers Aug erfreun. Der Reichtum ist ein treulos Gut, Das Glueck flieht vor dem Uebermut. Flottwell (welcher immer nach dem Bilde hingestarrt hat, zu Wolf). Jagt doch den Bettler fort, warum lasst ihr ihn hier so nah beim Schloss verweilen? (Der Bettler steht auf und geht an der Seite, wo er sitzt, ueber den Huegel durch das niedere Gestraeuche in die Szene.) Wolf. Welch einen Bettler? Wir bemerken keinen. Flottwell. Da geht er hin! (Starrt ihm nach.) Wolf. Er spricht verwirrt. (Amalie wird unwohl.) Klugheim. Gott im Himmel! meine Tochter. Flottwell. Amalie? Was ist ihr? (Alle Gaeste in Bewegung.) Klugheim. Sie erbleicht! Flottwell (stuerzt zu ihren Fuessen). Amalie, teures Maedchen! hoere deines Julius Stimme. Flitterstein (schleudert ihn entruestet von ihr). Zurueck, Verfuehrer! nun entlarvst du dich! Flottwell (ergreift ergrimmt seine Hand). Genugtuung, mein Herr! Das geht zu weit. Flitterstein. Ists gefaellig? (Zeigt nach dem Garten.) Flottwell. Folgen Sie! (Beide links ab.) Mehrere Gaeste. Haltet! (Eilen nach.) Klugheim. Holt den Arzt! (Bediente fort.) Wolf. Ins Kabinett! Mehrere. So endet dieses Fest. (Die andere Haelfte gehen mit Klugheim und Wolf, welche Amalie nach dem Kabinett rechts fuehren, ab. Nur) Dumont (welcher sich waehrend der Verwirrung an das Fenster begeben hat und durch das Gewuehl der Gaeste verdeckt war, bleibt zurueck, er hat sich in der Mitte des Fensters in einen Stuhl geworfen, springt, wenn alles weg ist, auf, lehnt sich auf die Fensterbruestung, sieht durch die Lorgnette und ruft begeistert). Goettliche Natur! Zwoelfter Auftritt Kurzes Kabinett faellt vor. Valentin und Rosa. Valentin. So lass mich aus, ich muss ja sehen, was geschehen ist. Alles lauft davon, und die Fraeulein Amalie, sagen s', ist umgefallen wie ein Stueckel Holz. Sie hat Konfusionen kriegt. Rosa. Da bleibst. Mein Schicksal ists, um das du dich zu kuemmern hast. (Weint bitterlich.) Ich bin die gekraenkteste Person in diesem Haus. Valentin. Was haben sie dir denn schon wieder getan? Rosa. Aber nur Geduld! Morgen geh ich zu Gericht. Alles wird arretiert. Der gnaedge Herr, der Kammerdiener. Alle Gaest, das ganze Schloss und du. Valentin. Mich laesst s' nicht aus. Was hats denn gegeben? Rosa. Ohrfeigen haetts bald gegeben. Valentin. Ah, da bin ich froh, dass ich nicht dabei war. Rosa. Der Kammerdiener hat mir Ohrfeigen angetragen. Hat mich eine Diebin geheissen, hat einen Schmuck von mir verlangt. Uns im Namen des gnaedgen Herrn den Dienst aufgekuendigt und hat mich wollen durch die Bedienten hinauswerfen lassen. Valentin. Das ist ja eine ganze Weltgeschichte. Wann ist denn das alles geschehen? Rosa. Vor einer Viertelstund, wie sie die Vasen im Saal oben geholt haben. Valentin. Das ist schrecklich! Rosa. Der Mensch glaubt ja, man hat seine Ehr und Reputation gestohlen. Valentin. Und den Schmuck auch dazu. Nein! das kann man nicht so hingehn lassen. Rosa. Du musst dich annehmen. Ich bin ein Weib. Ich bin zu schwach. Valentin. Auf alle Faell. Du bist zu schwach. Rosa. Du bist ein Mann, dir ist die Kraft gegeben. Valentin. Freilich, mir ist die Kraft gegeben, drum werd ich mirs auch ueberlegen. Rosa. Ich geh noch heut, und morgen klag ich. Valentin. Und ich geh morgen, und klag heut noch! und wo? beim gnaedgen Herrn, denn das ist eine Beschuldigung, die man nicht auf sich sitzenlassen darf! Rosa (weinend). Nicht wahr, du glaubst es nicht, dass ich die Diamanten genommen hab? Valentin. Nein! Du bist zu tugendhaft. Du gehst nur auf die Augen los, nicht auf die Diamanten. Doch jetzt mach dich auf. Rosa. Wir packen zusamm und gehen. Valentin. Die Livree bleibt da, die gehoert dem Herrn. Mir ghoert mein Tischlerrock, den ich mit hergebracht hab. Die andere Bagage brauch ich nicht, ich bin mit dir allein zufrieden. Rosa. Wir bringen uns schon fort. Valentin. Ich geh zu meiner Tischlerei zurueck. Aber vorher will ich mein Meisterstueck noch machen. Rosa. Was wirst denn tun? Valentin. Den Kammerdiener werd ich in die Arbeit nehmen. Ah, der ist zu ungehobelt. Ueber den muss ein Tischler kommen. Rosa. Nimm dich zusamm. Valentin. Oh, du kennst mich nicht, ich bin der beste Mensch, aber wenn es sich um Ehr und Reputation handelt, so kann ich in eine Wut kommen wie der rollende Rasand. Ich will dem Kammerdiener zeigen--(Der Kellermeister eilt ueber die Buehne.) He! Herr Kellermeister, wo gehn Sie hin? Kellermeister. Mir ist am grossen Fass ein Reif abgesprungen, ich muss den Wein abziehen. Valentin. Ha! Das ist ein Wink des Schicksals. Mann! Ich folge dir. (Geht tragisch mit dem Kellermeister ab.) Rosa (allein). Ah Spektakel! jetzt muss sich der ein Spitzel antrinken, wenn er eine Courage kriegen will. Nein, was das fuer miserable Mannsbilder sein bei der jetzigen Zeit, das ist nimmermehr zum Aushalten. (Ab.) Dreizehnter Auftritt Verwandlung Ein anderes Kabinett. Amalie. Der Arzt. Praesident Klugheim. Arzt. Fuehlen Sie sich leichter, Fraeulein? Klugheim. Wie ist dir, liebes Kind? Amalie. Ganz wohl, mein Vater! es ist schon vorueber. Klugheim. Ein Unstern hat uns in dies Haus gefuehrt. Vierzehnter Auftritt Vorige. Betti. Betti. Zu Huelfe! Ach Herr Doktor, der Baron ist schwer verwundet. Man suchet Sie! Klugheim. Heilger Gott, mein Freund! Bleib Sie bei meiner Tochter hier! Kommen Sie, Herr Doktor! Ach, ich bin an allem schuld. (Eilt mit dem Doktor ab.) Amalie. Was ist vorgegangen? Betti. Sie haben duelliert! der gnaedge Herr und der Baron. Amalie. Ist Julius auch verwundet? (Flottwell tritt aus einer Tapetentuer. Er ist bleich und spricht halblaut und schnell.) Flottwell. Nein, er ist es nicht. (Zu Betti.) Geh auf die Lauer! (Betti geht vor die Tuer.) Amalie. Gott, wie siehst du aus! Flottwell. Wie ein Mann, der seinem Schicksal trotzt. Doch noch ist nicht mein Glueck von mir gewichen, weil ich dich nur sprechen kann. Jede Minute droht. Du musst mit mir noch diese Nacht entfliehn. Amalie. Unmoeglich, nein! ich kann den Vater nicht verlassen. Flottwell. Du hasts geschworen. Denk an deinen Eid. Amalie. Doch heute, und so ploetzlich-- Flottwell. Heute oder nie! Schon lang ist deine Dienerschaft von mir gewonnen. Nimm Laura mit und nichts von deinem Eigentum. Dein Vater ist erschoepft, er wird sich bald zur Ruhe legen, und wenn auch nicht, verbotne Liebe ist erfinderisch. Ich harr auf dich, nah an der Stadt, bei der verfallenen Kapelle, wo wir uns oft getroffen haben. Amalie. Wird sich mein Vater je versoehnen? Flottwell. Er wirds. Das weite Meer, das seiner Rache trotzt, wird seinem Stolz gebieten. Entschliesse dich. Amalie. Oh, koennt ich leben ohne dich-- Flottwell. Wenn dus nicht kannst, so sind wir ja schon einig. Amalie. Und doch-- Flottwell. Ja! oder Nein! Nein! ist ein Dolch, den du ins Herz mir drueckst. Ja! eine Sonn, die uns nach England leuchtet. Amalie. Nur eine Frage noch! (Betti schnell.) Betti. Der Praesident! Flottwell. Sprich schnell! Amalie. Erwarte mich. Fuenfzehnter Auftritt Praesident Klugheim. Vorige. Klugheim (empoert, strenge). Was wollen Sie bei meiner Tochter hier? Flottwell. Ich war besorgt. Klugheim (nimmt Amalie auf die linke Seite. Kummervoll). Sie sind zu guetig gegen mein Haus. Komm, meine Tochter, der Wagen wartet, dann geleit ich den Baron. Mein Herr! Sie haben uns zu einem Fest geladen, (mit Wehmut) und wir danken Ihnen mit gebrochenem Herzen fuer die grossen Freuden, die Sie uns bereitet haben. (Fuehrt seine Tochter ab.) (Betti folgt.) Flottwell (allein). O Starrsinn eines alten Mannes! Was rufst du doch fuer Unglueck auf so vieler Menschen Haupt. (Wolf tritt ein.) Ha Wolf! Gut, dass du kommst. Der Augenblick ist da, wo du mirs danken kannst, dass ich dir mehr ein Freund als Herr gewesen bin. Ich will in dieser Nacht noch mit Amalien nach England fliehen. Es steht dir frei, ob du uns auf der Flucht begleiten willst. Wolf. O mein guetger Herr! Mein Wille ist an Ihren Wunsch gekettet. Und wo Sie hinziehn, find ich meine Heimat. Flottwell. Ich habe grosse Summen in der englischen Bank liegen. Was ich von Gold und Kostbarkeiten retten kann, will ich jetzt zu mir nehmen. Was ich in meinem Pulte zurueck noch lasse, verteilst du unter meine Diener doch ohne etwas zu verraten. Ich wuensche, dass sie einen Herrn finden moegen, der es so gut mit ihnen meint als ich. Die beiden Schiffer an dem See, die ich auf diesen Fall seit laengerer Zeit gedungen habe, sollen sich bereit halten. In einer Stunde laengstens muss alles geordnet sein. Dann erwart ich dich bei der alten Kapelle. Dein Geschenk bring in Sicherheit, sein Wert ist dir bekannt. Sei vorsichtig. Ich baue ganz auf deine Treue. (Ab.) Sechzehnter Auftritt Wolf. Wolf (allein). Du schiffst nach England. Guenstgen Wind! Ich bleibe hier und will mein Schifflein in den Hafen lenken. Wie doch die Sonne auf und nieder geht! Wer ist nun zu beneiden? Er? der stolze, der gepriesene Maezen, der seines Glueckes Reste, mit zerfallenem Gemuet, dem ungetreuen Meer vertrauen muss? oder ich, der sanfte, der bescheidene Kammerdiener, der sein still erworbnes Schaefchen demuetig ins trockne bringen kann. Und wem verdank ich diesen Sieg? (schlaegt sich an die Stirn) dir, Klugheit! vielseitigste der Goettinnen! Die Natur hat mir nur eine starke Gallenblase gegeben, die nicht zerplatzt ist bei all dem Unsinn, den ich seit fuenf Jahren in diesem Haus hab sehen muessen. Aber die Klugheit hat mich laecheln gelehrt. Oh, es ist eine grosse Sache um das Laecheln! Wie viele Menschen haben sich ihr Glueck erlaechelt, und ein Schwachkopf kann eine Minute lang fuer einen vernuenftigen Mann gelten, wenn er mit Anstand zu laecheln weiss. Darum will ich laecheln ueber die Erbaermlichkeit, solang ich noch zu leben habe, und dann eine laute Lache aufschlagen--auf welche Grabesstille folgt. (Ab.) (Als er schon in der Kulisse ist, draengt ihn Valentin zurueck. Er hat seinen Tischlerkaputrock an und einen wachsleinwandenen Hut auf. Ein Parapluie und einen Spazierstock zusammengebunden unter dem Arm und ein kleines Felleisen auf dem Ruecken, aus dem Sack steht ihm das kurze Tabakrohr seiner eingesteckten Pfeife. Er ist benebelt, ohne zu wanken oder zu lallen.) Valentin. Halt! Barbar, wo willst du hin? Du kommst nicht von der Stell. Wie kannst du dich unterstehen, meine Geliebte zu verleumden? Was hat sie dir getan? Sie hat deine Liebesantraege nicht angenommen, weil du ihr zu haesslich bist. Kann es eine groessere Tugend geben? Sie ist meine Verlobte, und du hast geglaubt, ich bin der Gfoppte! Sie soll einen Schmuck gestohlen haben. Diese schmucklose Person? Pfui, schaeme dich! Wolf. Jetzt hast du die hoechste Zeit, aus dem Hause zu gehen, du Trunkenbold! Valentin. Oh, ich hab Zeit genug! Ich hab eigentlich gar nichts mehr zu tun auf dieser Welt, als Ihnen meine Meinung zu sagen. Glauben Sie mir, Herr von Kammerdiener--ich will Ihnen nichts Unangenehmes sagen, ich versichre Sie, Sie sind ein niedertraechtiger Mensch. Sie haben zwei arme Dienstboten aus dem Haus gebracht, die von ihrer Herrschaft treu und redlich bedient worden sind. (Schluchzt.) Aber der Himmel wird Sie dafuer bestrafen. Siebzehnter Auftritt Vorige. Rosa, auch zum Fortwandern geruestet, mit einigen Baendeln, einem Sonnenschirm. Rosa. Was tust denn, Valentin? So lass ihn gehn. Ich hab ja ghoert, du bist betrunken? Valentin. Wer hat dir das entdeckt? Ha! ich bin verraten. Wolf. Jetzt packt euch! Beide. Valentin. Sollen wir uns selber packen? Nein! wir packen ihn. Rosa. Schaem dich doch! Wolf. He Bediente! (Bediente kommen.) Jagt dieses Lumpenpack hier aus dem Haus. Ich befehl es euch im Namen unsres gnaedigen Herrn. (Geht ab.) Valentin (geht auf einen Bedienten los, welcher mit dem Kammerdiener Aehnlichkeit in der Kleidung haben muss). Was? hinauswerfen willst du uns lassen? du schaendlicher Verraeter! Rosa. Was treibst denn da? Valentin. Lass mich gehn. Der Kammerdiener hier muss unter meinen Haenden sterben. Rosa. Es ist ja nicht der Kammerdiener! Valentin. Nicht? das macht nichts. Es wird schon ein anderer Spitzbub sein. (Bediente lachen.) Rosa (will ihn fortziehn). So geh doch nur! Valentin. Er soll sich nicht fuer den Kammerdiener ausgeben. Dieser Mensch, der in die Kammer gar nicht hinein darf. Bediente. Jetzt fort! wir haben mehr zu tun. Chor. Fort, nur fort! Packt euch hinaus! Ihr gehoert nicht in dies Haus. Denn das heisst man zu viel wagen, So gemein sich zu betragen, So zu trinken Bis zum Sinken. Fort hinaus Aus dem Haus! Rosa. Dass ein wenig Saft der Trauben, Einen Menschen, sanft wie Tauben, Des Verstandes kann berauben, Um ihn so hinaufzuschrauben, Dass er 'n Hut nicht von der Hauben Kann mehr auseinanderklauben, Das ist stark doch, wenn S' erlauben. Valentin. Glaubt mir doch, ihr lieben Leutel, Auf der Welt ist alles eitel, Denn kaum trinkt man vierzehn Seidel, Hat man schon kein Geld im Beutel, Schnappt vom Fuss bis zu dem Scheitel Zsamm als wie ein Taschenfeitel, Alles eitel. Noch ein Seidel! Chor. Ei, was nuetzt denn dieses Gaffen, Fort mit euch, ihr dummen Laffen! Rosa. Geh und leg dich lieber schlafen! Valentin. Ich hab einen schoenen Affen. Chor. Macht uns nicht so viel zu schaffen, Ihr muesst euch zusammenraffen, Denn das wird uns schon zu kraus, Fort mit euch zum Schloss hinaus! (Fuehren sie hinaus.) Achtzehnter Auftritt Verwandlung Musik. Das Innere einer ganz verfallenen gotischen Kapelle. Es stehen nur die Mauern noch. Der Mond leuchtet am bewoelkten Himmel, und sein Licht strahlt gerade durch das Eingangstor, so dass der Bettler, wenn er die letzte Rede spricht, von ihm beleuchtet wird. Der Bettler sitzt an der Ecke der Hinterwand im Dunklen auf einem niedern Stein. Flottwell, in einen Radmantel gehuellt, tritt ein. Flottwell. Die Nacht ist kuehl. Auch zieht in Westen ein Gewitter auf. Wenn es nur bald voruebergeht! Was rauscht? Bin ich hier nicht allein? Wer kauert in der Ecke dort? Hervor! Der Bettler (steht auf). Ich bins, mein gnaedger Herr, und habe Sie schon lang erwartet. Flottwell. Was tritt mir dieser Bettler heut zum drittenmal entgegen? (Der Bettler tut einen Schritt vor, nun bescheint ihn der Mond.) Ha! wie der Mond sein Antlitz grass beleuchtet. Was willst du hier von mir, du grauenhaftes Bild des selbstgeschaffnen Jammers? Bettler (kniet). Ach, das verzweiflungsvolle Los meines geheimnisvollen Elends und meine Herzensangst, dass Sie dies Land verlassen, zwingen mich, den morschen Leib aufs neue in den Staub zu werfen. Sie sind der einzige in dieser unbarmherzgen Welt, auf dessen Grossmut ich noch bauen kann. Flottwell. Hinweg von mir! je laenger ich dich schaue, je greulicher kommt mir dein Anblick vor. Dring ihn nicht auf, ich will dich nie mehr sehen. Bettler. Es steht bei Ihnen, gnaedger Herr, mich gaenzlich zu verscheuchen. Doch muessten Sie dafuer ein grosses Opfer bringen. Oh, geben Sie die Haelfte dieses Schatzes nur, den Sie auf Ihrer Brust verbergen, und niemals hoeren Sie mich mehr zu Ihren Fuessen wimmern. Flottwell. Habgieriges Gespenst! Hat Satan dich verflucht, dass du der Erde Gold sollst nach der Hoelle schleppen? So ein frech Begehren kann ja Wahnsinn kaum erfinden. Ein Bettler, der um Millionen flehet! Bettler. Vernuenftger ists, sie zu begehren, als sie wie du vergeuden. Flottwell. Wie wagst dus, mich zur Rechenschaft zu ziehen? Du undankbarer Molch, den ich so reich beschenkt! Bettler. Nie wird ein Bettler mued, den Reichen zu beneiden. Flottwell. Wie Hundgeklaffe bei des Diebs Erscheinen schallt sein Gebelfer durch die Nacht! Bettler (gegen den Eingang rufend). Oh, hoer es, Welt! Oh, hoert es, Menschen alle! Der ueberreiche Mann laesst einen Bettler darben. Flottwell (halblaut). Dies graessliche Geschrei wird mich am End verraten. Schweig doch und nimm dies Gold, um deine Gier zu stillen. (Er wirft ihm einen Beutel hin.) (Ferner Donner.) Bettler (hebt ihn auf. Laut jammernd) Zu wenig ists fuer mich, mein Elend ist zu gross. Ich lass nicht ab, der Welt mein Leid zu klagen (zwischen dem Eingang) und ruf die Menschheit zwischen uns zum Richter auf. Flottwell. Verstummst du nicht durch Gold, so mach dich Stahl verstummen. Schweig! oder ich durchbohre dich! (Er zieht den Degen und durchsticht ihn.) Bettler (bleibt stehen). Moerder! Dein Wueten ist umsonst! Du hast mich nicht verwundet. Was ich begehrt, kann mich versoehnen nur. (Nochmal bittend.) Oh, moechtest du doch jetzt in meine Bitte willgen. Flottwell (hartnaeckig). Du willst mich zwingen? Nie! Bettler (halblaut rufend). So flieh, Verschwender, flieh! Doch mir entfliehst du nicht, und an der Themse sehen wir uns wieder! (Ab.) (Der Mond verbirgt sich hinter den Wolken. Man hoert den Wind brausen. Blitze leuchten.) Flottwell. Als ich ihm dort im Mondlicht in das bleiche Antlitz starrte, ergriff es mich, als saeh ich meines Vaters Geist. Die Nacht wird stuermisch. Ha! Ein Schatten fliegt daher! Neunzehnter Auftritt Voriger. Amalie, in einen Mantel gehuellt, den Kopf mit einem Maennerhut bedeckt, tritt atemlos ein. Flottwell. Bist du es, Wolf? Amalie (stuerzt erschoepft in seine Arme). Nein, ich bin es, mein Julius! Flottwell (entzueckt). Amalie! Teures Maedchen! Kommst du so allein? Amalie. Ich konnte keine meiner Dienerinnen bewegen, das ungewisse Los mit der Gebieterin zu teilen. Mein Vater wacht bei dem Baron. Drum lass uns schnell entfliehen, wenn er nach Hause kommt, so wird er mich zu sprechen wuenschen. Flottwell. Es tut mir weh, den treuen Wolf zurueckzulassen. Doch draengt uns die Gefahr. Wenn wir nur das Gewitter nicht zu fuerchten haetten! (Donner. Beide ab.) Zwanzigster Auftritt Verwandlung Das Gestade des Sees. Auf einem Felsen eine Schifferhuette. Max und Thomas, zwei Schiffer, ziehen einen Kahn mit einem Segel ans Ufer. Die Wellen des Sees gehen hoch. Es ist nicht gaenzlich finster, sondern falbes Licht. Thomas (steht auf dem Fels und zieht das Schiff). Max, zieh das Segel ein, der Wind zerreisst es sonst. Max (tut es). Das Hundewetter hat auch kommen muessen, um armer Leut Verdienst zu schmaelern. Thomas. Wenn man am Morgen gleich ein altes Weib erblickt, die brummt, da fuehrt der Henker stets ein Wetter her. Max. Fluch nur nicht so, sonst geht die See noch immer hoeher. Einundzwanzigster Auftritt Vorige. Flottwell. Amalie. Flottwell. Ha, seid Ihr da? Nun lasst uns schnell von hinnen! Thomas. Was faellt Euch ein, wer wird in solchem Wetter fahren! Flottwell. Wir muessen fort. Ich hab euch ja gedungen! Max. Zum Ueberschiffen. Ja! Allein was zahlt Ihr uns denn fuers Ertrinken? Thomas. Der Sturm schmeisst uns den leichten Kahn ja zehnmal um. Max. Wir segeln nicht! Flottwell (verzweiflungsvoll). Ihr muesst. Thomas, Max. Wir wollen nicht! Amalie (fuer sieh). O Gott, du strafst mich schon in dieser Stunde. Flottwell. Ich brenn dir diese Kugel durch den Kopf. (Haelt ihm ein Terzerol vor.) Thomas (schlaegt ihm das Pistol mit dem Ruder aus der Hand). Lasst doch das dumme Zeug. Das Wetter wird schon knallen lassen. Max. Da muesst Ihr uns auf andre Weise zwingen. Flottwell. Wohlan, ich gebe euch zweihundert Louisdor, wenn wir den See im Ruecken haben. Thomas. Das ist ein Wort! (Zu Max.) Willst du dein Leben wagen? Max. Warum nicht? Wenn ich hin bin, bin ichs nicht allein. (Schlaegt ein.) Thomas (schlaegt in Flottwells Hand). Potz Sturm und Klippen denn, es gilt. Doch hoert, dass uns das Frauenzimmer da nicht etwa schreit. Die See ist wie mein boeses Weib, wenn man sich fuerchtet, treibt sies immer aerger, doch schlaegt man mit dem Ruder tuechtig sie aufs Maul, da gibt sie nach. Nun kommt! Flottwell. Nun auf gut Glueck! (Sie gehen alle vier nach dem Schiff. Musik beginnt. Nach einigem Herumwerfen des Kahns steuern sie fort. Das Gewitter wuetet. Es schlaegt ein. Dies drueckt die Musik aus. Seemoeven fliegen ueber die Buehne. Doch ploetzlich laesst der Sturm nach, die Wogen gehen niedrer. Der Mond wird zur Haelfte zwischen den Wolken sichtbar und wirft seinen Schein auf den Bettler, welcher auf einem kleinen kaum bemerkbaren Kahn mit einem vom Sturme zerrissenen Segel gebeugt sitzend sachte vorueberfaehrt. Die Musik spielt die Melodie seines Bettlerliedes. Wenn er fort ist, vermehrt sich der Sturm, und die Kortine faellt.) Dritter Aufzug Zwanzig Jahre spaeter Erster Auftritt Flottwells Schloss, wie zu Anfang des zweiten Aktes, nur das Stammschloss in der Ferne ist zur Ruine verfallen. Flottwell, ganz aussehend wie der Bettler, sitzt beim Aufgeben der Kortine an demselben Platz, wo der Bettler sass. Wenn die Eingangsmusik, welche bei Eroeffnung der Buehne noch mehrere Takte fortdauert, geendet ist, steht er auf. Flottwell. So seh ich dich nach zwanzig Jahren wieder, du stolzer Freudentempel meines sommerlichen Lebens. Du stehst so ernst und sinnend da, gleich einem Monument ins Grab gesunkener Glueckseligkeit. Die alte Froehlichkeit scheint auch aus dir gewichen. Einst schallte Jubel aus den Fenstern dieses Marmorsaales. Silberne Wuerfel kollerten noch auf dem gruenen Tisch. Berauschte Spieler stuerzten auf mein Wohl die goldnen Becher aus, und uebermuetge Freude schwang die riesgen Fluegel. Nun ist es stumm und still geworden. Der Morgen hat schon lang sein frohes Lied gesungen, und jene Pforte ist noch immer fest verschlossen. Oder blickst du nur in diesem Augenblick so ernst, weil dein Begruender so dich wieder gruesst? Seit ich dich nicht gesehen, hat sich mein Schicksal sehr geaendert. Ich habe Gattin, Kind und all mein Gut durch eigne Schuld verloren. Verfolgung hab ich hier wohl nimmermehr zu fuerchten, denn Flitterstein, mein groesster Feind, ist in der Schlacht gefallen. Doch wo soll ich in dieser Lage nun um Beistand flehen? Der edle Praesident-- er hat uns ja vor seinem Tode noch verziehn--ist lang hinueber. An einige Freunde hab ich schon geschrieben, doch niemand will den armen Julius mehr kennen. Drum will ich noch das letzte wagen. Ich will nach Bettlerweise einem Fremden mich vertrauen. Will dem Besitzer dieses Schlosses sagen, dass ich der erste war, dessen Aug mit Herrenblick in diesem holden Eigentum geschwelgt, und dass ich nun nichts mein zu nennen hab als diesen Bettelstab. Vielleicht, dass ihn die Groesse meines Ungluecks ruehrt. Hier kommt der Gaertner auf mich zu! den will ich doch befragen. Zweiter Auftritt Voriger. Gaertner mit einer Giesskanne, er ist phlegmatisch und etwas roh. Flottwell. Guten Morgen! Gaertner (sieht ihn verdaechtig an). Guten Morgen. (Fuer sich.) Muss doch den grossen Hund von der Kette loslassen, weil gar so viel Gesindel immer kommt. Flottwell. Mein lieber Freund, wollt Ihr so gut sein, mir zu sagen, wie Euer gnaedger Herr wohl heisst und wie lang er dieses Schloss besitzt? Gaertner. Ihr wollt ihn wohl um etwas bitten? Flottwell. Ich wuensche ihn zu sprechen. Gaertner (fuer sich). Scheint doch nicht, dass er etwas stehlen will. (Laut.) Es mag jetzt ohngefaehr zwoelf Jahre sein. (Rechnet nach) Der Flottwell hats gebaut, der wischt nach England durch. Da kaufts ein Graf, der starb, und dann nahms unser Herr, und der wirds wohl auch bis an seinen Tod behalten. Flottwell. Seid Ihr schon lang in seinem Dienst? Gaertner. Ziemlich lang, aber gestern hat er mich persoenlich abgedankt-- Flottwell. Wie tituliert man ihn? Gaertner (unbedeutend). Herr von Wolf-- Flottwell. Von Wolf? Von der Familie hab ich nie gehoert. Gaertner. Ja mit der Familie ists auch nicht weit her. Er war des Flottwells Kammerdiener. Flottwell (rasch). Mein Kammerdiener? (Fasst sich.) Nicht doch-- Gaertner (macht grosse Augen). Was faellt Euch ein? (Fuer sich.) Der Mann muss nicht in Ordnung sein? (Deutet aufs Hirn.) Jetzt will der Lump gar einen Kammerdiener haben. (Laut.) Bei Flottwell, sagt ich, der in Amerika gestorben ist. Flottwell. Da hat Euer Herr vermutlich eine sehr grosse Erbschaft gemacht? Gaertner. Nichts hat er gemacht! Den Flottwell hat er tuechtig uebers Ohr gehauen. Da kommt sein Reichtum her. Der war so dumm und hat ihn noch dafuer beschenkt. Hat ihn gehaetschelt, und Unserer hat ihn dann brav ausgelacht und sagt ihm noch im Tod nichts Gutes nach. So gehts den jungen Herrn, die nur vertun und nichts verdienen koennen. Da haengen sie den Schmeichlern alles an, die andern Leute sind nicht ihresgleichen, und wenn sie in die Not dann kommen, lacht sie alles aus. (Gibt ihm Tabak.) Wollt Ihr eine Prise nehmen? Flottwell. Ich danke! (Nach einigem Nachdenken.) Ich will ihn dennoch sprechen! Gaertner. Nun wenn Ihr ihn in guter Laune findet, vielleicht schenkt er Euch etwas. (Greift in den Sack.) Ich will Euch auch auf ein Glas Branntwein geben. Flottwell (spoettisch). Ihr seid zu gut. Ich bin Euch sehr verbunden. Gaertner. Ei, seht einmal! Wenn man ein armer Teufel ist, da muss man jeden Groschen nehmen. Doch Ihr werdet wohl am besten wissen, wie Ihr mit Eurer Kassa steht. Flottwell. Ich dank Euch sehr fuer Euren Unterricht. Mich wundert aber, dass Ihr das so alles ungescheut von Eurem Herrn erzaehlt. Gaertner. Frueher haett ich nichts gesagt. Jetzt geh ich aber so in einigen Tagen fort. Da liegt mir nichts mehr dran! Flottwell. Sagt mir nur eins noch: Ist Herr von Wolf im Besitze dieses ungerechten Gutes gluecklich? (Das Tor oeffnet sich.) Gaertner. Ob der wohl gluecklich ist? Da schaut ihn an und ueberzeugt Euch selbst. Dritter Auftritt Vorige. Wolf. Er ist sehr gealtert, sieht sehr krank aus, ist in Pelz gekleidet und geht an einem Stock. Drei Bediente mit ihm. Flottwell (faehrt zurueck). Himmel! ich haett ihn nicht erkannt. Wolf (sein Betragen ist sehr duester und sinnend). Ich habe eine ueble Nacht gehabt. Die Sonne kommt mir heut so truebe vor. Gaertner. Gnaedger Herr! Es will ein armer Mann Sie sprechen. Flottwell. Du luegst. Ich bins nicht mehr. (Fuer sich.) In solcher Naehe macht mich mein Bewusstsein reich. Wolf. Er kann nicht aermer sein als ich. Wo ist er? Flottwell (tritt vor). Flottwell nennt er sich. Wolf (faehrt zusammen). Flottwell? (Fuehlt in die Seite.) Das hat mir einen Stich gegeben. Die boese Gicht ist doch noch unbarmherziger, als es die Menschen sind. (Fuer sich.) Er lebt noch. Und kommt so zurueck? So straft der Himmel seine Suender. Gaertner. Das ist der reiche Flottwell? Gute Nacht, da will ich lieber Gaertner sein. (Geht ab.) Wolf. Herr von Flottwell, ich fuehle mich sehr geehrt, dass Sie sich Ihres alten Dieners noch erinnern, und bedauere nur, dass meine Krankheit, die mich schon seit vielen Jahren quaelt, mir nicht erlaubt, meine Freude ueber Ihre Ankunft so glanzvoll an den Tag zu legen, als Sie von mir es fordern koennten. Flottwell. Ich habe nichts zu fordern, gar nichts mehr. Was ich mit Recht zu fordern hatte, ist mir durch einen Hoehern (blickt gegen Himmel) schon geworden. Ich wollte nur den Besitzer meines Schlosses sehen. Wolf (laechelnd). Ja, es ist ein ganz besondrer Zufall. Ich habe dadurch eine wahre Anhaenglichkeit an Ihr Haus bewiesen. Der Himmel hat mich mit Gewinn gesegnet, aber ich habe jetzt grosse Verluste erlitten. Verzeihen Sie, der Arzt erlaubt mir nicht, so viel zu sprechen; ich weiss die Ehre Ihres Besuches sehr zu schaetzen. (Zu den Bedienten.) Geleitet mich zu jener Aussicht hin. Doch nein! Ins Schloss zurueck. Auch das nicht. Nach dem Garten. Der Garten ist so schoen. Nur schade, dass die Rosen schon verwelken. (Wird nachdenkend.) Wie oft werd ich sie wohl noch bluehen sehen? (Schauert.) Heut ist ein kalter Tag. Flottwell. Mir scheint die Sonne warm. Wolf. Mich friert. Geht doch hinab ins Dorf und ruft den frommen Mann, den ich so gern jetzt um mich habe. Dass er mir ein moralisches Buch vorliest. Ich hoer so gern moralische Buecher lesen. Die Welt ist gar so schlecht, und man kann seinen Trost nur in der Zukunft suchen. (Schleicht in den Garten.) (Die Bedienten folgen ihm.) Flottwell (zu dem letzten der Diener). Der Herr ist schwer erkrankt! Ist er geliebt? Wuenscht man ihm langes Leben? Diener (schuettelt den Kopf und sagt gleichgiltig). Er ist ein geiziger Filz, den niemand leiden kann, und in einigen Wochen wirds wohl mit ihm zu Ende gehn. Adieu! (Folgt den andern in den Garten nach.) Flottwell (sieht gegen Himmel und schlaegt die Haende zusammen). O Flottwells Schloss, was beherbergst du fuer Menschen jetzt! Was soll ich nun beginnen? Die wenigen Taler, die ich noch besass, hab ich auf meiner mondenlangen Wanderung verzehrt. Ich hab gespart und trocknes Brot gegessen, und doch besitze ich nicht einen Pfennig mehr. Dort mein altes Schloss! (Sieht nach der Ruine in der Ferne.) Es ist zum Sinnbild meines jetzgen Gluecks zusammgestuerzt. (Er bleibt mit verschraenkten Armen nachdenkend stehen.) Vierter Auftritt Voriger. Valentin, in buergerlicher Tracht als Tischlermeister, einen Hobel im Sack, kommt trillernd. Er hat schon dunkelgraues Haar. Valentin. Wenn ein Tischler frueh aufsteht, Tralalala-- (Sieht Flottwell.) Schau, schau, da ist ein armer Mann. Ich muss ihm doch was schenken. (Er nimmt einen Groschen aus dem Sack und will ihn Flottwell reichen, doch stutzt er, als er ihn erblickt.) He Alter! (Flottwell kehrt sich gegen ihn.) Was ist--Ich weiss nicht, dieses Gsicht--das Gsicht ist mir bekannt-- jetzt trau i ihm fast den Groschen gar nicht zu geben-- Flottwell. Was wollt Ihr denn? Valentin (noch gereizter). Die Stimm--das wird doch nicht? (Er zittert.) Sie, hoeren S'--das waer entsetzlich Bitt um Verzeihung! Sie, kennen Sie das Schloss? Flottwell (geruehrt). Ob ich es kenne, Freund? Es war ja einst mein Eigentum! Valentin (schreit rasch). Mein gnaedger Herr! (Eine Mischung von Freude, Wehmut und Erstaunen macht ihn erzittern, er weiss sich nicht zu fassen. Ruft noch einmal.) Mein gnaedger Herr! (Die Traenen treten ihm in die Augen, er kuesst ihm stumm die Hand.) Flottwell. Wer bist du, Freund? Valentin. Der Valentin. Kennen mich Euer Gnaden denn nimmermehr? Der Tischlergsell, der einmal bei Ihnen gearbeitet hat und den Sie als Bedienten aufgenommen haben, weil er Ihnen so gut gfallen hat. Flottwell (gutmuetig). Valentin? der gute ehrliche Valentin. Und du erinnerst dich noch meiner? Valentin. Ob ich mich erinnere? O Gott! Euer Gnaden waren ja so gut mit mir und haben mir ja so viel geschenkt. Einen Dukaten hab ich mir noch aufgehoben, (gutmuetig) aber die andern hab ich alle ausgegeben. Flottwell. Und geht es dir gut? Valentin. Nu mein! Wies halt einen armen Tischler gehn kann. Auf dem Land ist ja nicht viel zu machen. Ich bin zufrieden. Flottwell. Dann bist du gluecklich! Valentin. Nu, man nimmts halt mit, solang als Gott will. Aber Euer Gnaden scheinen mir gar nicht zufrieden zu sein. Flottwell. Nicht wahr, ich hab mich sehr geaendert? Valentin (verlegen). Ah nein! nein! Euer Gnaden schauen gut aus-- gut--recht gut. A bissel strapaziert, aber--(Beiseite.) Das kann man ja einen solchen Herrn nicht sagen. Flottwell. Mein guter Valentin, nun kann ich dich nicht mehr beschenken. Valentin. Beschenken? Euer Gnaden werden mich doch jetzt nicht mehr beschenken wollen. Da muesst ich Euer Gnaden richtig voellige Grobheiten antun. (Fasst sich.) Bitt um Verzeihung! Ich red manchmal, als wenn ich Hobelschatten im Kopf haett. Seit ich wieder Tischler bin, hab ich mein ganze Politur verloren. Flottwell (fuer sich). Soll ich mich ihm entdecken? Valentin (fuer sich). Ich trau mir ihn gar nicht zu fragen. Mir scheint, er ist voll Hunger. Flottwell. Gehst du nach Hause? Valentin. Nein! Ich soll im Wirtshaus drueben die Tuer zusammnageln, weil s' gestern einen hinausgeworfen haben, und da ist er ihnen a bissel angekommen an die Tuer, und da hat s' einen Sprung kriegt. Und dann hab ich der Schulmeisterin eine neue Linier machen muessen. Sie hat s' an ihren Mann abgeschlagen, weil sie ihn manchmal liniert. Flottwell (kaempft mit sich, seufzt, greift sich an die Stirne und sagt dann). Nun so leb wohl! (Will gehn.) Valentin (haelt ihn auf). Wo wollen denn Euer Gnaden hin? Euer Gnaden werden mir doch nicht wieder davonlaufen? Jetzt hab ich ja erst die Ehr gehabt zu sehen. (Beiseite.) Wann ich nur wuesste, wie ich das Ding anstellen soll? Flottwell (seufzt). Was willst du denn noch? Valentin. Euer Gnaden verzeihen--Aber--Sagen mir Euer Gnaden aufrichtig: Sein Euer Gnaden heut schon eingeladen? Flottwell (laechelt). Nein, lieber Mann! Valentin. Duerft ich wohl so frei sein und duerft mir die Ehr ausbitten, auf eine alte Hausmannskost? Flottwell (geruehrt). Ich danke dir. Rechtschaffener Mensch! Ich komme. Valentin. Nichts kommen. Ah beleib. Ich lass Euer Gnaden nimmer aus. Die sollen sich ihre Tuer selbst zusammennageln. Ich muss mit meinen gnaedigen Herrn nach Haus gehn jetzt. Flottwell. So komm! Valentin. Aber das sag ich gleich, so gehts bei mir nicht zu, wies einmal bei uns da (aufs Schloss deutend) zugegangen ist-- Ah--(Schlagt sich aufs Maul.) Schon wieder so ein Hobelschattendiskurs. Flottwell. Ich werde mit allem zufrieden sein. Valentin. Nichts! Nein! Wird nicht so schlecht ausfallen, ich koch ja selbst. Ah, wir werden uns schon zusammnehmen, ich und meine Alte. Wird sich schon wo ein uebertragens Gefluegelwerg finden. Solang der Valentin was hat, werden Euer Gnaden nicht zugrund gehen. Jetzt werden wir unsern Einzug halten. Ah, so kanns nicht ablaufen. Euer Gnaden muessen eine Auszeichnung haben. Ich geh voraus, und Euer Gnaden kommen nach; und alle meine Kinder muessen Spalier machen, und wie Euer Gnaden eintreten, muessen s' schreien, dass ihnen die Brust zerspringen moechte: Vivat! unsern Vatern sein gnaediger Herr soll leben! Flottwell. Guter Valentin. Valentin. Das ist ein Leben auf der Welt! (Flottwell geht Arm in Arm mit ihm ab.) Fuenfter Auftritt Verwandlung Tischlerstube. Eine Hobelbank. Tischlerwerkzeuge hangen an der Wand. Tisch und Stuehle. Links ein Fenster. Rechts eine Seitentuer. Liese jagt den Michael, der eine Pudelmuetze aufhat und Buecher mit einem Riemen zusammengeschnuert, aus dem Kabinett heraus. Hiesel saegt bei der Hobelbank. Liese. Wart, du Spitzbub, wann die Mutter nach Haus kommt! Ich werd dir naschen lernen. Kaum kommt er nach Haus, so hat man schon wieder Gall. Michael (weinend). Die Mutter hat mirs erlaubt. Liese (reisst dem Hiesel die Saege aus der Hand). Stehn lass, sag ich. Wenn du den Vatern was ruinierst. Hiesel. Ich arbeit schon so gut als wie der Vater. (Haemmert.) (Pepi will aus dem Kabinett herausgehn, faellt aber nieder und weint.) Liese. Den Buben hebts auf! (Sie hebt ihn auf, er hat noch das Kinderroeckchen an, und stellt ihn auf den Tisch.) Jetzt ist er noch nicht angezogen. (Sie zieht ihm sein Kamisol an.) Michael (zupft sie am Kleid). Den Schluessel gib mir, dass ich meine Schulbuecher aufheben kann. Liese. Lass mich gehn, ich muss den Buben anziehn. Wann die Mutter kommt! Es ist schon elf Uhr. Hansel. Hiesel, komm heraus, wir steigen in Taubenkobel hinauf. Liese. Nein, wenn die Buben aus der Schul zu Haus kommen, ists nicht zum Aushalten. (Hiesel haemmert.) Hoerst nicht zum hammern auf? (Eine Gans lauft herein und frisst.) Michael (der nach dem Ausgang deutet). Das Fleisch geht ueber. Liese (setzt den kleinen Buben mitten ins Zimmer, der schreit). Auf den kleinen Buben gebts acht! (Laeuft hinaus.) Hansel (ruft). Hiesel, aussa geh! Sechster Auftritt Vorige. Valentin. Flottwell. Valentin. Spazieren Euer Gnaden nur herein! (Hansel geht vom Fenster weg.) Fallen Euer Gnaden nicht ueber den Buben. Wer hat ihn denn da mitten ins Zimmer hergesetzt? Ich bitt um Verzeihung, es ist alles in Unordnung. Einen saubern Sessel heraus! (Michael lauft ins Kabinett und bringt einen holzernen Stuhl.) Jagts die Gans hinaus! die Hobelschatten weg! (Hiesel tut es. Valentin zu Michael.) Einen Polster bring! (Michael laeuft fort und stolpert.) Jetzt wirft er das Leimpfandel um. Wie gfallt Euer Gnaden denn die Wirtschaft? (Michael bringt einen Bettpolster.) Was treibst du denn, haettest gar eine Tuchet gebracht. (jagt ihn fort damit. Zu Flottwell.) Ich bitt, Platz zu nehmen. Lieserl, wo bist du denn? Komm doch herein. Alle Kinder! (Liese, alle Kinder bis auf Hans.) Wo ist denn der Hansel? Liese. Der ist schon wieder draussen. Valentin (wirft einen Blick durchs Fenster). Da hab ich die Ehre, meine Familie aufzufuehren. Eins--zwei--drei--vier, und der fuenfte sitzt auf den Taubenkobel oben. Mein Weib wird gleich nach Haus kommen. Die wird ein Vergnuegen haben. Hansel! komm herein geschwind. Hansel (innen, ruft). Ich kann ja nicht so geschwind heruntersteigen! Valentin. So fall herunter. Jetzt da gehts her, Kinder. Da stellt euch im Kreis herum! (Hansel kommt.) Da schauts den Herrn an. Das ist mein lieber guter gnaediger Herr, von dem ich euch so viel erzaehlt hab. Der hat euren Vatern und viel hundert Menschen Gutes getan. Gehts hin und kuesst ihm alle die Haend. (Die Kinder tun es. Unterdessen sagt) Hansel. Vater, der sieht ja gar nicht aus als wie ein gnaediger Herr. Valentin. Bist still. Du bist kein Kenner. Was verstehst denn du von gnaedigen Herren. (Hansel tut es auch.) Pepi. Euer Gnaden, Pepi auch Hand kuessen. Valentin. Das juengste Kind meiner Laune, Euer Gnaden. Liese (verlegen). Euer Gnaden! Unser Herr Vater hat uns halt so viel Gutes, Liebes und Schoenes von Euer Gnaden gesagt, dass wir uns recht freuen, Euer Gnaden kennenzulernen. Flottwell. Gott! (Sinkt von Schmerz und Scham ueberwaeltigt in den Stuhl und verhuellt mit beiden Haenden das Gesicht.) Liese (leise). Vater, der Herr bedauert mich recht. Dem muss ja gar schlecht gehn! Valentin (ebenso). Tuts nichts dergleichen, wir werden schon darueber reden! (Liese geht ab.) Gehts jetzt, Kinder, gehts ein wenig in den Hof hinaus. (Zu Hiesel.) Du schaust dich drauss um die fetteste Enten um. (Zu Michael.) Und du suchst dein Mutter auf. Sie soll gleich nach Haus kommen. (Kinder ab.) Mein Gott, die Kinder, die wissen noch nichts von der Welt. (Seufzt.) Ja ja! Sein Euer Gnaden nicht so betruebt. Ich hab selbst nicht zuviel. Aber Euer Gnaden duerfen mir nicht zugrunde gehen. Aber erzaehlen mir Euer Gnaden doch einmal, wie ist denn das Unglueck so gekommen? Flottwell. Ich lebte durch acht Jahre mit meiner edlen Gemahlin, die mir in London einen Sohn geboren hatte, ganz gluecklich. Jedoch auf einer Reise nach Suedamerika, von welcher sie mich vergebens abzuhalten suchte, als haette sie mein Unglueck geahnet, entriss mir der Tod beide. Ich ging nach London zurueck, suchte Zerstreuung. Mein Aufwand stieg. Ich liess mich in grossartige Spekulationen ein, die mir nur Ruhm, aber keinen Gewinn bringen konnten, und nach mehreren Jahren sah ich mein Vermoegen bis auf einen kleinen Rest geschmolzen. Nun ward mir bange, ich beschloss, nach meinem Vaterland zurueckzukehren, mit dem festen Vorsatz, mich in jeder Hinsicht einzuschraenken. Ich kam nach Deutschland--ein ungluecklicher Gedanke hiess mich Wiesbaden besuchen. Hier war die Grenze meines Leichtsinns. Nach zwanzig Jahren spielte ich wieder einmal in der Hoffnung, mein Vermoegen zu vermehren, ich gewann, spielte fort und verlor alles. Alles. Musste meine Garderobe zuruecklassen und mit zwanzig Talern die weite Reise nach meiner geliebten Heimat, wohin es mich mit unwiderstehlicher Gewalt zog, zu Fusse machen, und so bin ich zum Bettler nun verarmt. Valentin. Das ist freilich eine traurige Geschichte, aber es ist halt notwendig, dass man s' erfahrt. Aber verzeihen mir Euer Gnaden, Euer Gnaden sein doch ein bissel selber schuld. Es schickt sich nicht, dass ich das sag. Aber ein Herr, der so dagestanden ist wie Euer Gnaden--Es ist zum Totaergern--Ich kann mir nicht helfen, ich red halt, wie ichs denke. Flottwell. Du hast recht. Oh, jetzt erst treten alle Warnungen vor meine Seele, die ich aus Stolz und Uebermut verschmaehte, Cheristane und das grauenvolle Bild des geheimnisvollen Bettlers, der mich so lange Zeit verfolgt und dessen Abkunft ich wohl nie entraetseln werde. Valentin. Nun sein Euer Gnaden nur beruhigt. Wie ich gesagt hab. Alles, was in meinen Kraeften steht. Haben Euer Gnaden nur die Gnad und gehen Euer Gnaden derweil allergnaedigst in das andere Zimmer hinein, dass wir da ein wenig zusammenraeumen koennen. Es schaut gar so innobel aus. Schauen sich Euer Gnaden ein wenig um drinnen. Da werden Euer Gnaden etwas darin sehen, was Euer Gnaden gewiss erfreuen wird. (Er geleitet ihn bis an die Tuer.) Flottwell. O Dienertreu, du gleichst dem Mond, wir sehen dich erst, wenn unsere Sonne untergeht. (Ab.) Valentin. Das ist eine schoene Rede, aber ich hab sie nicht verstanden. Lisi, Kinder, gehts herein! (Liese. Hiesel. Hansel.) Liese. Was befiehlt der Vater? Valentin. Habt ihr euren Vatern gern? Alle drei. Ja! Valentin. Wollt ihr ihm eine Freude machen? Alle drei. Ja, lieber Vater! Valentin. Verdruss habt ihr mir schon genug gemacht. Seid mit dem Herrn da drin recht gut und hoeflich. Er wird bei uns im Haus bleiben. Ich lass ihn nimmer fort. Und redet der Mutter auch zu, sie ist eine gute Frau, aber manchmal ein wenig gaeh. Kinder. Wir wissens am besten, wir haben genug auszustehen mit ihr. Valentin. So? Ja was die Eltern jetzt den Kindern fuer Kummer und Sorgen verursachen, das ist ausserordentlich. Also geht hinein zu ihm. Ich komm gleich wieder, ich muss nur die Tuer in Wirtshaus machen. Und vergesst nicht, was ich gesagt hab. Er ist ungluecklich. Mit ungluecklichen Menschen muss man subtil umgehen. Die gluecklichen koennen schon eher einen Puff aushalten. (Kinder ab ins Kabinett.) Valentin (allein). Nein, wenn man solche Sachen erlebt, da wird man am Glueck voellig irre. Was nutzt das alles! Der Mensch denkt, der Himmel lenkt. Lied Da streiten sich die Leut herum Oft um den Wert des Gluecks, Der eine heisst den andern dumm, Am End weiss keiner nix. Da ist der alleraermste Mann Dem andern viel zu reich. Das Schicksal setzt den Hobel an Und hobelt s' beide gleich. Die Jugend will halt stets mit Gwalt In allen gluecklich sein, Doch wird man nur ein bissel alt, Da find man sich schon drein. Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus! Das bringt mich nicht in Wut. Da klopf ich meinen Hobel aus Und denk, du brummst mir gut. Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub Und zupft mich: Bruederl, kumm! Da stell ich mich im Anfang taub Und schau mich gar nicht um. Doch sagt er: Lieber Valentin! Mach keine Umstaend! Geh! Da leg ich meinen Hobel hin Und sag der Welt Adje. (Ab.) Repetition Ein Tischler, wenn sein War gefaellt, Hat manche frohe Stund, Das Glueck ist doch nicht in der Welt Mit Reichtum bloss im Bund. Seh ich soviel zufriednen Sinn, Da flieht mich alles Weh. Da leg ich nicht den Hobel hin, Sag nicht der Kunst Adje! (Ab.) Siebenter Auftritt Flottwell mit einem Bilde in der Hand, sein Bild in jungen Jahren vorstellend. Liese. Hans. Hiesel. Flottwell. Wie freut mich das, mein Bild in eurem Haus zu finden. Ich koennt es nicht in bessern Haenden wissen. Wie ist es an euren Vater gekommen? Liese. Der Vater hat uns erzaehlt: Er hats im Schloss gekauft. Wie alles gerichtlich lizitiert ist worden. Flottwell (seufzt). Ja so! Hansel. Und es hat nicht viel gekostet. Es hat kein Mensch was geben wollen dafuer. Flottwell (fuer sich). Schaendlich! Liese (heimlich). Bist still! Weisst du nicht, was der Vater gesagt hat? Hiesel (deutet an den Rand des Bildes). Da steht der Datum, wenn Euer Gnaden geboren sein. Liese (sieht nach). Den letzten Julius. (Freudig.) Da ist ja heute Ihr Geburtstag? Ah! das ist schoen. Gerade fuenfzig Jahr. Alle drei. Wir gratulieren! (Liese laeuft fort) Flottwell. Als die Sonne sank, ward ich geboren. Wenn sie wieder sinken wird? Wo werd ich sein? (Versinkt in Nachdenken.) Hiesel (zu Hans). Du, da bin ich vergnuegter, wenn mein Geburtstag ist. Hansel. Ja, er ist ja schon fuenfzigmal geboren. Da gwoehnt mans halt. Liese (fahrt Pepi herein, der jetzt als Knaebchen reinlich gekleidet ist und einen grossen Blumenstrauss traegt). Da bring ich noch einen Gratulanten. Hansel (sieht zum Fenster hinaus). Just kommt die Mutter! (Laeuft hinaus.) Liese (herzlich). Moechten Euer Gnaden noch viele solche Blumen auf Ihrem Weg erbluehen! Das wuenschen wir Ihnen alle von ganzem Herzen. Flottwell (nimmt tief ergriffen den Blumenstrauss, sagt) Ich dank euch, liebe Kinder! (und legt ihn auf den Tisch.) Ach, warum kann ich euch nur mit Worten danken! Achter Auftritt Vorige. Rosa, schlicht buergerlich gekleidet, gealtert. Sie traegt einen bedeckten Korb. Hans und Michael mit ihr. Rosa (erzuernt zu Hans). Was dableiben? Erhalten ein fremden Menschen? Wenn man so viel Kinder zu ernaehren hat! Ist dein Vater naerrisch? Das ging' noch ab! (Erblickt Flottwell.) Da ist er ja. (Fuer sich.) Nu, der sieht sauber aus! Flottwell (der am Tische sass und auf Rosas Reden nicht horchte, steht auf). Guten Tag, liebe Frau! Rosa (boshaft gruessend). Guten Tag, Herr von Flottwell! Freut uns, dass Sie Ihre alte Dienerschaft aufgesucht haben. So koennen Sie sich doch wenigstens ueberzeugen, dass wir arme, aber ehrliche Menschen sein. In unserm Haus hat nie ein Schmuck existiert, wie Sie sehen. Wir haben uns auch in Ihrem Dienst nicht so viel erwirtschaften koennen als wie gewisse Personen, die sich ein Schloss davon gekauft haben. Ich glaub, Sie werden mich verstanden haben. Flottwell. Ich verstehe Sie nicht ganz, liebe Frau. Ich erinnere mich nicht genau an alle Ereignisse meines Hauses. Nur das weiss ich gewiss, dass keinem meiner Diener, mit meinem Willen, eine Ungerechtigkeit widerfahren ist. Rosa (fein). Ah was! Verhaeltnisse bestimmen die Aeusserungen der Menschen. Ich kann Ihnen gar nichts sagen, Herr von Flottwell, als: Sehen Sie sich bei uns um! Koennen Sie von uns fordern, dass wir in unserer eingeschraenkten Lage noch einen Mann erhalten, dem wir nichts zu danken haben als unsern richtigen Lohn, so steht es Ihnen frei, bei uns zu bleiben. Mein Mann ist ein guter Lappe, der laesst sich zu allen ueberreden. Der naehmet die ganze Welt ins Haus, aber ich bin die Hausfrau, ich hab zu entscheiden, ich kenn unsere Verhaeltnisse, unsere Ausgaben und unsere Einnahmen. Ich muss fuer meine Kinder sorgen, wenn sie nichts zu essen haben, und ich kann meine Einwilligung nicht geben. Es wird uns freuen, wenn Sie uns heut auf Mittag beehren wollen. Wir werden uns nicht spotten lassen. Aber fuer immer? Verzeihen S'! das kann ich nicht zugeben! Heut in meinem Haus und nimmer! Flottwell (mit empoertem Erstaunen). Nein! Ich hab es nicht gehoert! Es war ein Traum! So sprach sie nicht zu Julius von Flottwell, ihrem einstgen Herrn. Zu jenem Flottwell, der im goldumstarrten Saale hundert Schmeichler an der Tafel sah! Zu dem gepriesnen Vater seiner Diener! Zum edelsten der Freunde! Zum besten, schoensten, geist- und goldbegluecktesten der Menschen, und wie die Luegen alle heissen, die ihre Suessigkeit ans volle Glas hinschrieb. So sprach sie nicht zu mir, den dieser Blumenstrauss schon zu so heilger Dankbarkeit entflammen konnte, als haette ihn ein Engel in des Paradieses Schoss gepflueckt? O Weib! Koennt ich den zehnten Teil meines verlornen Gluecks zurueckbeschwoeren und zehnfach Elend auf dein altes Haupt hinschmettern, das dich zu meinen Fuessen fuehren muesste, dann sollte meine Grossmut dich belehren: wie ungerecht du warst, dass du in meinem Unglueck mich so bitter hast gekraenkt. (Gebt ab.) Liese (betruebt). Das haett die Mutter aber doch nicht tun sollen. Rosa (zornig). Still sei und marsch in die Kuchel hinaus! (Liese geht ab. Zu den Buben.) Nu habt ihr nichts zu tun? Hansel (schluchzt). Das sag ich den Vatern, wann er zu Haus kommt. (Geht mit den andern ab.) Rosa (allein). Das waer eine schoene Wirtschaft! Und wie der Mensch schreit in einem fremden Zimmer! Und er hat ja was von einem alten Haupt gsagt. Hab denn ich ein altes Haupt? Der Mensch muss gar keine Augen im Kopf haben. Das nutzt einmal alles nichts, reden muss man um seine Sach. Wer 's Maul nicht aufmacht, muss den Beutel aufmachen. Ah, da kommt mein Mann nach Haus, den werd ich meine Meinung sagen. Neunter Auftritt Vorige. Valentin. Valentin. So! Jetzt ist die Tuer auch wieder in der Ordnung. Ah, bist schon zu Haus, liebes Weib? Das ist gscheid. Rosa. Ja zum Glueck bin ich noch zur rechten Zeit zu Haus gekommen, um deine voreiligen Streiche wieder gutzumachen. Valentin. Was denn fuer Streich? Wo ist denn der gnaedige Herr? Rosa. Wo wird er sein? Wo es ihm beliebt. Valentin. Was? Was hast gesagt? Ist er nicht in der Kammer drin? Rosa. Such ihn! Valentin (schaut hinein). Wo ist er denn? (Heftiger.) Wo ist er denn? Rosa. Was gehts denn mich an? Was kuemmern mich denn fremde Leut? Valentin. Fremde Leut? Hast denn nicht gesprochen mit ihm? Rosa (unwillig). Ah was! Valentin. Was ist denn da vorgegangen? Kinder! Kommt alle her. (Liese. Hans. Hiesel. Michael, der den Pepi fuehrt.) Valentin. Wo ist der gnaedige Herr? Liese (verlegen). Ja ich-- Rosa (keck). Nun, was stockst? Fort ist er. Was ists weiter? Valentin. Fort ist er? Wegen was ist er fort? Wann ist er fort? Wie ist er fort? Um wieviel Uhr ist er fort? Liese. Ja die Mutter-- Valentin. Heraus damit! Rosa. Nu sags nur! Was fuerchtest dich denn? Liese. Die Mutter hat zu ihm gsagt: Sie behalt ihn nicht im Haus. Hansel (weinend). Und der Vater machet lauter so dumme Sachen. Valentin. Das hast du gesagt? Hiesel. Drauf ist er fortgelaufen und hat geweint. Valentin (bricht in ein ironisches Lachen aus). Ha! ha! (Klatscht in die Haende.) Rosa. Nu was sein das fuer Sachen? Valentin. Still sei! Kinder, gehts hinaus. Rosa. Warum nicht gar-- Valentin. Still sei--da setz dich nieder! Rosa. Du!-- Valentin (draengt sie auf den Stuhl). Nieder setz dich! Kinder, gehts hinaus. (Die Kinder geben ab.) Hansel (im Abgehen). Nein, wies in unserm Haus zugeht, das ist schrecklich. (Ab.) Rosa (springt auf). Jetzt was solls sein? Valentin. Nur Geduld! Ich hab dich nicht vor den Kindern beschaemen wollen, wie du mich! Was ist dir jetzt lieber? Willst du meinen gnaedigen Herrn im Haus behalten, oder ich geh auch fort. Rosa. Was? Was willst du fuer Geschichten anfangen, wegen einem fremden Menschen? Valentin. Ist er dir fremd? Mir nicht! Einen Menschen, den ich Dank schuldig bin, der kann mir gar nicht fremd werden. Rosa. Du bist Vater. Du musst auf deine Kinder schauen. Valentin. Er ist auch mein Kind, ich hab ihn angenommen. Rosa. Nu das ist ein junges Kind. Valentin. Ja, so jung als du ist er freilich nicht, denn du betragst dich, als ob du vier Jahr alt waerst. Rosa. Kurz und gut: Ich leid ihn einmal nicht im Haus. Valentin. Du leidest ihn nicht? Kinder! kommts herein. (Alle Kinder.) Alle Kinder. Was befiehlt der Vater? Valentin. Ziehts euch an, ihr geht mit mir! Hiesel. Wohin denn, Vater? Valentin. Das werds schon sehen. Auf die Schleifen gehn wir nicht. Nehmt alles mit. Eure Studien. Das Namenbuechel. Die ganze Bibliothek. Den Hobel. Das ganze Arbeitszeug. Alles! Rosa. Ah, das ist mir ja noch gar nicht vorgekommen! Valentin. Gelt? Oh, es gibt Sachen, wovon sich unsere Philosophie nichts traeumen laesst. Hansel. Aber heut nimmt sich der Vater zusammen, das ist gscheidt. Rosa (stemmt die Haende in die Seite). Du willst die Kinder aus dem Haus nehmen? Valentin. Ich bin die Ursach, dass sie ins Haus gekommen sind, folglich kann ich s' auch aus dem Haus nehmen. Liese. Aber Vater, was soll denn das werden? Das waer ja ganz entsetzlich. Valentin (zu Liese). Willst du bei deiner Mutter bleiben? Liese. Ja, das ist meine Schuldigkeit. Valentin. So geh zu ihr! (Liese geht hin.) Buben, gehts her zu mir! (Die Buben treten auf seine Seite.) Das sind die Stuetzen meines Reiches. Die gehoeren mir zu. Machts euch fertig! (Die Buben nehmen alles.) Hiesel. Was soll denn ich noch nehmen? Valentin. Den Zirkel, runder Kerl. Rosa. Er macht wirklich Ernst. Das haett ich meinen Leben nicht geglaubt. Liese. Liebe Mutter, gib die Mutter nach. Valentin. So, jetzt ist der Auszug fertig. Jetzt gebts acht. Jetzt werd ich kommandieren: Rechtsum, kehrt euch, marsch! (Will fort.) Rosa (ruft ihm reumuetig nach). Du Mann! Halt! Valentin. Was gibts? Rosa. Ich muss dir noch was sagen! Valentin (fuer sich). Aha! jetzt fangen die Unterhandlungen an. (Laut.) Nur kurz! das sag ich gleich. Rosa (leise). Lass die Kinder hinausgehn. Valentin. Kinder, gehts hinaus! Liese (fuer sich). Nu Gott sei Dank! Hansel. Mir scheint, die Mutter gibt doch nach. Ja, wann wir Maenner einmal anfangen, da muss es brechen oder gehn. (Die Kinder ab.) Valentin. Also was willst du jetzt? Rosa (gutmuetig). Schau, ueberleg dirs doch, du wirst dich ueberzeugen, ich hab recht. Valentin. Still sei, sag ich. Oder ich ruf die Kinder herein. Rosa. So lass doch drauss. Sie zerreissen ja zu viel Schuh, wenn sie immer hin und wieder laufen. Valentin. Das nutzt dir alles nichts. Aut Aut! Oder, entweder-- Rosa. Gut, ich will mirs ueberlegen. Valentin. Nichts ueberlegen. Heut muss er noch ins Haus, und eine Mahlzeit muss hergerichtet werden, dass die ganze Menschheit die Haend ueber den Kopf zusammenschlagen soll. Rosa. Nu mir ists recht! Aber er verdients um uns nicht. Valentin. Was sagst? Er verdients nicht? Wer ist denn schuld, dass wir so friedlich miteinander leben? Dass ich hab Meister werden koennen und das Haeusel da gebaut hab, als die zweihundert Dukaten, die ich so nach und nach von ihm zu schenken gekriegt hab. Wem haben wir also unser bissel zu verdanken? Rosa. Mich hat er aber nie moegen. Valentin. Ist nicht wahr! Der Kammerdiener hat dich nur verschwaerzt bei ihm. Sonst waeren wir noch in seinem Haus. Rosa. Ja wenn er eines haette. Valentin. Ja so. Da hab ich ganz vergessen drauf. Rosa. Er hat mich bei jeder Gelegenheit heruntergesetzt. Einmal hat er sogar vor einer ganzen Gesellschaft gesagt-- Valentin. Was hat er denn gesagt? Rosa. Das sag ich nicht. Valentin. Geh, sag mirs, liebe Alte. Geh! Wer weiss, ists wahr? Rosa. Ja es ist auch nicht wahr. Er hat gesagt: ich bin ausgewachsen. Valentin. Das hat er gsagt? Und das hast du dir seit zwanzig Jahren noch gemerkt. Rosa. Oh, so etwas vergisst ein Frauenzimmer nie. Valentin. Nu das musst ihm halt verzeihen. Mein Himmel! Ein junger Mensch. Er hat halt damals lauter so schiefe Ansichten gehabt. Dann ists ja auch nicht wahr. Du bist ja gebaut wie eine aegyptische Pyramiden. Wer koennt denn dir in deiner Gestalt etwas nachsagen? Das waer ja wirklich eine Verleumdung erster Gattung. Rosa. Nu, der Meinung bin ich auch. Valentin. Gelt, Alte, ja, wir behalten ihn da im Haus. Du wirst es sehen, ich werd recht fleissig arbeiten. Es schadt uns nichts. Im Gegenteil, 's geht mir alles besser von der Hand. Rosa (nach einem kurzen Kampf). Nu meinetwegen. So solls denn sein. Valentin (springt vor Freude). Bravo Rosel! das hab ich auch von dir erwartet. Ich haett dich nicht verlassen, wenn ich auch heut fortgegangen waer. Oh! morgen auf die Nacht waer ich schon wieder nach Haus gekommen. Jetzt ist aber alles in der Ordnung. Kinder! kommts herein zum letzten Mal. (Alle Kinder.) Kinder, legt alles wieder hin. Wir ziehen nicht aus. Ich hab mit der Hausfrau da einen neuen Kontrakt abgeschlossen. Vater und Mutter sind versoehnt. Der gnaedige Herr kommt ins Haus. Kinder (alle freudig). Das ist gscheid! das ist gscheid! Valentin. Drum lauft, was ihr koennt. Kein Mensch darf zu Haus bleiben. Ich nehm den kleinen Buben mit. (Er nimmt Pepi auf den Arm.) Geht zu alle Nachbarn. Fragt, ob sie ihn nicht gesehen haben. Sie sollen euch suchen helfen. Und wenn ihr ihn findet, so bringt ihn her. Rosa. Der Mann wird naerrisch vor lauter Freuden. Kinder. Bravo! jetzt gehts lustig zu. (Ab.) Hansel. Vater, verlass sich der Vater auf mich. Wenn ich ihn pack, mir kommt er nimmer aus. (Geht stolz ab.) Valentin. Der Bub kann einmal ein grosser Mann werden, wenn er so fortwachst. Weib, jetzt komm! Du hast mir viel Verdruss heut gmacht, aber jetzt ist dir wieder alles verziehen. Kein Mensch ist ohne Fehler, wenn einem nur zur rechten Zeit der Knopf aufgeht. Wer weiss, wers noch vergilt, und ich denk mir halt, wenn ich einmal recht alt werd, so moecht ich doch auch andere Erinnerungen aufzuweisen haben, als dass ich einen Stuhlfuss geleimt hab und einen Schubladkasten gemacht. Jetzt komm! (Beide ab.) Zehnter Auftritt Verwandlung Die Ruine des alten Schlosses Flottwell. Zerfallne Gemaecher und Tuerme, auf Felsen gebaut, zeigen sich rechts. Links die Aussicht, gleichsam von der Hoehe des Schlossberges, auf entferntere gegenueberstehende Berge, hinter welchen die Sonne untergeht. Flottwell in Verzweiflung. Klettert ueber einen der Felsen, als kaeme er aus dem Tal. Flottwell. Ich bin herauf! Ich habe sie erreicht, Die letzte Hoehe, die in dieser Welt Fuer mich noch zu erklimmen war. Ich steh auf meiner Ahnen Wieg und Sarg, Auf Flottwells altem edlen Herrenschloss. Wir sind zugleich verhaengnisvoll gestuerzt. Haett ich dich nicht verlassen, stuendest du Und ich. Zu spaet! (Wirft den Hut und Bettelstab von sich.) Verfaule, Bettelstab! Mein Elend braucht nun keine Stuetze mehr. Ich kehre nie zu eurer Welt zurueck, Denn mein Verbrechen schliesst mich aus dem Reich Des Eigennutzes aus. Ich habe mich Versuendigt an der Majestaet des Goldes. Ich habe nicht bedacht, dass dies Metall Sich eine Herrschaft angemasst, vor der Ich haett erbeben sollen, weil es auch Mit Schlauheit, die bewundrungswuerdig ist, Das Edle selbst in seinen Kreis gezogen. Wer fuehlt sich gluecklich, der durch Wohltun einst Ein Arzt der Menschheit war, und dem es nun Versagt, weil ihm die gueldene Arznei Gebricht, wodurch die kranke Welt genest. Ich stand auf dieser segensvollen Hoeh, Ich konnte mich erfreun an anderer Glueck, Wenn freudenleer mein eigner Busen war. Ich hab mich selbst von diesem heilgen Thron Gestuerzt. Dies Einzge ists, was ich mit Recht Beweinen darf, sonst nichts. Zum Kinderspott, Zum Hohngelaechter des gemeinen Poebels Darf nie ein Edler werden, drum fahr hin Mein Leben, dessen Pulsschlag Ehre war. Ich koennte mich in jenen Abgrund stuerzen, Doch nein! des letzten Flottwells Haupt, es beug Sich nicht so tief. Mein Leben ist ja noch Das einzge Gut, das mir Verschwendung liess, Mit dem allein will ich nun sparsam sein, Der Hunger soll mich langsam toeten hier. Aus Straf, weil ich die undankbare Welt Zu viel gemaestet hab. O Tod, du bist Mein einzger Trost. Ich hab ja keinen Freund-- (Ein Stein weicht zurueck, und der Bettler ohne Hut und Stab steht vor ihm, spricht.) Bettler. Als mich! Flottwell (erschrickt). Als wen? Ha! schreckliche Gestalt, Die ich seit zwanzig Jahren nicht gesehen Und die ich nun fuer meine erst erkenn, Weil mich die Zeit auf gleiche Stufe stellt Und ich wie du in jeder Hinsicht nun Bejammernswert und elend bin. Weh mir! Nun wird mirs klar, du solltest mir Ein schauervolles Bild der Warnung sein. Bettler. Dies war mein Zweck. Du hast mich nicht erkannt, Weil Leidenschaft nie ihre Fehler sieht. Erkenne mich nun ganz, ich bin ein Jahr Aus deinem viel zu rasch verzehrten Leben, Und zwar dein fuenfzigstes, das heute noch Beginnen wird, wenn jene Sonne sinkt. Du hast an Cheristanen einst ein Jahr Verschenkt, und diese edle Fee, die sich Fuer dich geopfert hat, sah in dem Buch Der Zukunft, dass, wenn du zurueck nicht kehrst Von der Verschwendung Bahn, das fuenfzigste Jahr deines Lebens dir den Bettelstab Als Lohn fuer deinen Leichtsinn reichen wird. Glaub nicht, dass du geendet haettest hier. Wer so wie du gestanden einst und auf So niedre Stufe steigt, sinkt tiefer noch Als einer, der im Schlamm geboren ist. Zu warnen warst du nicht, drum konnte ich Dich nur von deinem tiefsten Sturz erretten. Bis jetzt hat niemand noch dir eine Gab Gereicht: Ich hab fuer dich bei dir gebettelt. Ein Jahr lang hab ich den Tribut durch List Und schaudervolle Angst von dir erpresst. Die letzte Stunde hab ich aufbewahrt, Sie schlief in diesem Stein und spricht zu dir: (Ein Stein teilt sich, und ein Haufen Gold und der Schmuck zeigt sich in einem silbernen Kaestchen.) Nimm hier dein Eigentum, das du mir gabst, Zurueck. Du wirst es besser schaetzen nun, Weil du die Welt an deinem Schicksal hast Erkannt. Was du dem Armen gabst, du hasts Im vollen Sinne selber dir gegeben. Leb wohl! Ich hab vollendet meine Sendung. (Versinkt.) Flottwell (allein). Ists Traum, ists Wahrheit, was ich sah und hoerte? Woher die ueberirdische Erscheinung? (Sanfte Musik. Die Ruinen verwandeln sich in eine Wolkengruppe mit vielen Genien. Cheristane in reizender Feenkleidung in der Mitte auf einem Blumenthron.) Cheristane (sanft). Mein Julius! Es war Azur, der Geist Der letzten Perle, die ich einst fuer dich So freudig hingeopfert hab, als ich Die suesse Lieb zu dir mit bitterer Verbannung buessen musste. Ach! Mir wars ja Vom Schicksal nicht gegoennt, dich zu erretten, Er hat fuer mich erfuellt, was meine Treu Dir einst gelobt. Flottwell (kniet). O Cheristane! Dich Erblicke ich auf dieser Erde wieder? Du Himmelsbild aus meiner Rosenzeit! Kaum wagt mein welkes Aug den Blick zu heben Zur Morgenroete deiner ewgen Jugend. Oh, zieh nicht fort, verweile noch! Sieh, wie Die Wehmut um vergangne Zeit mich toetet. Cheristane. Verzweifle nicht, mein teurer Julius, Und dulde noch dein kurzes Erdenlos. Wir werden uns gewiss einst wiedersehen Dort! in der Liebe grenzenlosem Reich, Wo alle Geister sich begegnen duerfen. (Sie fliegt unter klagender Musik ab. Die Ruinen zeigen sich wieder. Flottwell sieht Cheristane nach.) Elfter Auftritt Voriger. Liese. Dann Valentin, Rosa, Kinder. Nachbarsleute. Bauern. Liese (ist die erste auf der Szene). Vater! Vater, nur herauf! Da ist der gnaedige Herr, ganz gesund und wohlbehalten noch. Flottwell. Wer sucht mich hier? (Schliesst das Kaestchen.) Valentin (kommt). Wir alle, gnaediger Herr. Das ganze Dorf ist in der Hoeh. Flottwell. Was willst du, guter Valentin? Valentin. Was ich will? Mein Wort will ich Euer Gnaden halten und um Verzeihung bitten fuer mein ungeschliffnes Weib. Gehst her, Verbrecherin, und kniest dich nieder da. Rosa (herzlich). Lieber gnaediger Herr! Ich hab mich sehr vergessen heut. Doch mach ich meinen Fehler wieder gut. Sie duerfen nimmermehr aus unseren Haus. Ich werd Sie gwiss wie eine Tochter pflegen. Die Kinder. Verzeihen S' ihr, gnaediger Herr! Pepi (kniet nieder). Lieber Herr, sei wieder gut, Die Mutter weiss nicht, was sie tut. Valentin (weint). Das hab ich gedichtet, Euer Gnaden. Flottwell. Steht auf, ihr guten Leute! Ich habe schon verziehen. Und freue mich, dass ich euch eure Treue nun vergelten kann. Ich bin kein Bettler mehr. Unter diesen Mauern hab ich einen kleinen Schatz gefunden, den mein Vater hier fuer mich bewahrte. Valentin. Ah, das ist ein Malheur, und ich hab mich schon gefreut, dass Euer Gnaden nichts haben, damit ich Euer Gnaden unterstuetzen kann. Flottwell. So ist es besser, lieber Valentin. Du kannst dein Leben nun in Ruh geniessen. Ich nehme dich und deine Frau nun in mein Haus und will fuer die Erziehung deiner Kinder sorgen! Rosa, Liese (erfreut). Wir danken herzlich, gnaedger Herr! Hansel (zu den Kindern). Buben, jetzt werden wir lauter gnaedige Herrn! Valentin. Ich werd der Haustischler bei Euer Gnaden. Ich wix und politier das ganze Haus. Aber eins muss ich noch sagen. Ein Menge meiner alten Nachbarn haben sich auch hier angetragen, Euer Gnaden zu unterstuetzen. Und freuen sich, ihren vorigen Gutsherrn wiederzusehen. Euer Gnaden haben ja allen Guts getan, und einen guten Herrn vergisst man nicht so leicht. Alle. Vivat, der gnaedige Herr soll leben! Schlussgesang Valentin. Wie sind wir doch gluecklich, wir stehn auf dem Berg, Jetzt zeigt sich der Kummer so klein wie ein Zwerg. Und kommt er uns wirklich auch noch mal ins Haus, Der Valentin jagt ihn zum Tempel hinaus. (Der Chor wiederholt die zwei letzten Verse.) Chor. Und kommt er uns wirklich auch noch mal ins Haus, Der Valentin jagt ihn zum Tempel hinaus. (Auf den Bergen sieht man, wie in der Ferne die Senner und Sennerinnen die Kuehe von den Alpen treiben, und sie singen wie Echo.) Senner und Sennerinnen. Dudeldide dudeldide! Die Kueh treibts von der Alm. Valentin. Die Kueh treibn die Sennrinnen just von der Alm. Genuegsamkeit bleibt doch die koestlichste Salm, Der Reiche liegt schlaflos im goldenen Saal, Doch kummerlos schlummert die Kuh in dem Stall. Chor. Der Reiche liegt schlaflos im goldenen Saal, Doch kummerlos schlummert die Kuh in dem Stall. Senner und Sennerinnen (in der Ferne). Dudeldide dudeldide! Wie freut die Kuh der Stall. Valentin. Jetzt gehn wir zur Tafel, die macht erst den Schluss. Fuer heut ist beendet ein jeder Verdruss. Doch heb ich bei Tische den Ehrenplatz auf, Vielleicht setzt sich Ihre Zufriedenheit drauf. Chor. Doch hebn wir bei Tische den Ehrenplatz auf, Vielleicht setzt sich Ihre Zufriedenheit drauf. Senner und Sennerinnen (in der Ferne). Dudeldide dudeldide! Zufrieden muss man sein. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Verschwinder, von Ferdinand Raimund. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DER VERSCHWENDER *** This file should be named 7rvrs10.txt or 7rvrs10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7rvrs11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7rvrs10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". 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